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„Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten“, schrieb Stephen R. Covey.

Versteh ich, mach ich auch oft so. Warte auf meinen Einsatz, während er (oder sie – manchmal reden sogar Frauen mit mir!) mir was vom Pferd erzählt, oder von ihrem Leben. Das natürlich nicht mal n Viertel so interessant ist wie alles, was sich bei mir zwischen Aufwachen und Schlafengehen ereignet (was ehrlich gesagt meistens ziemlich überschaubar ist).

Nur: Wozu dann überhaupt was sagen, wenn es niemand versteht?

Das ist, als würden Blinde mit der Zeichensprache der Gehörlosen sprechen. Oder ein Psychiatrieinsasse mit dem Löffel am Ohr „telefonieren“, den ganzen Tag. Es bringt ziemlich wenig.

Gut, dass es so nicht bleiben muss. Wir können Zuhören lernen. Und sogar davon profitieren, wenn diese Bemühung eine einseitige bleibt. Die Dinge werden einfacher, wenn wir die anderen Menschen verstehen. „Alles verstehen heißt alles verzeihen“, sagt man ja.

Der große Philosoph und Psychologe Erich Fromm (1900-1980) hielt 1974 ein Seminar in der Schweiz, das nach seinem Tod als Buch mit dem Namen Von der Kunst des Zuhörens erschien. Für ihn ist Zuhören eine Kunst wie das Verstehen von Lyrik, mit eignen Regeln und Normen.

Nach fünf Jahrzehnten als praktizierender Psychotherapeut empfiehlt er allen Menschen sechs Dinge zu üben, um diese Kunst zu meistern – die Kunst des selbstlosen Verstehens.

  1. Die Grundregel für diese Kunst ist die vollständige Konzentration des Zuhörers.
  2. Nichts Wichtiges sollte seinen Geist währenddessen beschäftigen, idealerweise ist er in diesem Moment frei von Angst und Gier.
  3. Er braucht eine große Vorstellungskraft und kann diese genau in Worten ausdrücken.
  4. Er sollte Empathie für den anderen haben und stark genug sein, um die Erfahrung des anderen zu fühlen, als wäre es seine eigene.
  5. Die Fähigkeit zu solcher Empathie ist ein wichtiger Teil der Fähigkeit zu lieben. Einen anderen zu verstehen heißt, ihn zu lieben – nicht in einem erotischen Sinn, sondern in jenem, ihm die Hand auszustrecken und die Angst zu überwinden, sich dabei selbst zu verlieren.
  6. Verstehen und Lieben sind untrennbar. Werden sie getrennt, bleibt das Tor geschlossen, um den anderen wirklich tief zu verstehen.

Mehr unter Mund-Minimalismus: Achtsam sprechen oder einfach mal die Schnauze halten. Mehr von Fromm unter Haben oder Sein und unter Darum ist es so gefährlich, angepasst und „normal“ zu sein.

Photo: Listening / Shutterstock