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Job ätzend, aber kündigen leider nicht möglich – die Rechnungen, die Rechnungen, das teure Leben!

Beziehung schlimm, aber beenden leider nicht möglich – man ist doch schon lange zusammen, und findet auch nie wieder n Neuen!

Lust, ganz, ganz anders zu LEBEN, aber leben leider nicht möglich – die ganzen Umstände, also nee!

Gefangen, gefangen, gefangen im GRAU.

Aus Alcatraz oder Guantanamo auszubrechen ist n Scheißwitz dagegen.

Oder?

Emil, der gefangene Elefant

Schauen wir uns den Elefanten Emil an. Emil ist im Zirkus geboren und im Zirkus aufgewachsen. Heute ist er etwa vier Meter groß und sieben Tonnen schwer. Wenn er nicht gerade für eine Vorführung benutzt wird (Emil kann so allerhand, wofür die Leute klatschen), wird er an einem Pflock angekettet – diesem schwarzen Ding auf dem Bild, das aussehen soll wie ein Pflock und auf dem Pflock draufsteht.

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Moment mal:

Dieser kleine Pflock schafft es, den großen Elefanten Emil gefangen zu halten?

Offensichtlich, und das hat auch einen Grund:

Als Emil noch klein war, ketteten die Zirkus-Menschen ihn an so einen kleinen Pflock an. Er versuchte, sich loszumachen, doch er war noch zu schwach. Immer wieder versuchte er es, und wieder, und wieder, und wieder. Die Ketten bohrten sich in sein Bein, es tat so weh. Und irgendwann hörte Emil auf, gegen diesen Pflock anzukämpfen, dem er nicht gewachsen war.

Er hörte auf – für immer.

Emil wuchs und wurde kräftig, doch die Erfahrungen hatten sich in seinem Kopf eingebrannt. Gegen die Gefangenschaft anzukämpfen tut ja doch nur weh und bringt nichts, dachte er.

Die Zirkus-Menschen wissen, dass der kleine Pflock ausreicht, wenn man dem Elefanten nur früh klar macht, dass er machtlos gegen ihn ist.

Emil ist heute jedenfalls ein sehr stattlicher Elefant.

Und ein sehr trauriger:

Die Gefangenschaft macht ihm sehr zu schaffen.

Dieser verdammte Pflock, gegen den er keine Chance hat.

Emil, der einsichtige Elefant

Eines Abends, im Zirkus gingen nach der letzten Vorstellung gerade die Leute nach Hause und die Lichter aus, da war Emil mit seinen Freunden, den anderen Zirkus-Elefanten, mal wieder auf dem kleinen Abstellplatz, angekettet wie immer.

Er hatte die Augen geschlossen und versuchte, zu dösen. Plötzlich geschah es: ein anderer Elefant hatte geschlafen und schlecht geträumt, im Schlaf schlug er um sich, dann hörte er ein Geräusch, wurde wach und sah nach unten. Der Pflock! Er war einfach aus dem Boden gerissen!

Wahnsinn, alter Schwede!

Der befreite Elefant weckte seine Freunde, zum ersten Mal in seinem Leben konnte er frei auf sie zugehen. Er erzählte ihnen, was passiert war.

Emil und die anderen zögerten, aber nach einigem Drängen versuchten sie es doch. Sie zogen mit ihrer ganzen Kraft an den Pflöcken und nach und nach waren sie alle frei.

Also zogen sie los, noch in derselben Nacht. Ließen erst den Zirkus hinter sich, dann das Dorf, dann noch viele Kilometer. Am nächsten Morgen waren sie endgültig angekommen, in ihrem neuen Leben ohne Fesseln:

Nicht nur frei, auch bunt ist es! Emil genießt sein neues Leben.

Nach einem schönen Tag in Freiheit planscht er besonders gern im Sonnenuntergang:

Du bist frei

Ich glaube, uns Menschen geht es oft ähnlich wie Emil.

Wir sind den Ketten längst entwachsen, trauen uns aber nicht, uns zu befreien., trauen uns unsere eigene Stärke nicht zu.

War es denn wirklich unmöglich für mich, ein soziales Leben zu führen und mein Studentenleben zu genießen, nur weil ich Akne hatte? Wahrscheinlich nicht, aber mir kam es so vor. Deswegen sperrte ich mich in meiner Wohnung ein, als wäre ich wegen meiner Pickel völlig wertlos für andere.

Ich hatte der Akne viel zu viel Macht über mich gegeben. Diesem kleinen Pflock.

War es denn wirklich unmöglich für mich, vom Internet zu leben – meinen Jugendtraum zu erfüllen? Ich dachte es, deswegen geriet ich in die Mühlen der Angestelltenwelt, als hätte ich keine andere Wahl.

Ich hatte der Masse, der Meinung der anderen und meinen Ängsten viel zu viel Macht über mich gegeben. Diesem kleinen Pflock.

Zum Glück habe ich später gewagt, mein Ding zu machen und mir selbst gezeigt, dass ich wirklich stark genug bin, um mein Geld auf freiem Fuß zu verdienen.

So, jetzt aber genug von mir, hier geht’s ja vor allem auch um Dich.

Welche Ketten, die Dich gefangen halten, sind nur kleine Pflöcke?

Wo und wem gibst Du viel zu viel Macht über Dich?

Wo bist Du eigentlich stark wie ein großer Elefant … und glaubst doch gefangen zu sein; hältst Dich klein wie Emil so lange Zeit?

Stell den Pflock noch mal auf die Probe, heute. Mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen.

Du wirst sehen:

Du bist frei.

 

P.S.: Diese Geschichte gibt’s in zahlreichen Variationen, mit unterschiedlichen Tieren und von unterschiedlichen Autoren (z.B. von Jorge Bucay).

freier

Photos: Oben: Hartwig HKD  Kette: Vinoth Chandar   Planschen: Jon Rawlinson   Traurig: Art G.   Freiheit, schwarzweiß: Vinoth Chandar