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Text von: Lena Schulte

Und es hat BÄM gemacht. Im Herzen und im Verstand. Vielleicht kannst Du Dich noch gut an den Moment erinnern, in dem sich die Wahrheit wie ein heißes Messer zwischen Dich und Deine Person gedrängt hat und alles, wofür ihr standet, unwiderruflich zertrennte. Und vielleicht gab es nicht nur diesen einen Moment. Und vielleicht hast Du aufgehört sie zu zählen, diese ganzen Menschen, die Dir mit ihren wahren Gesichtern jeden Glauben an das Gute aus dem Herzen exorziert haben.

Der beste Freund, der mit der Verlobten durchbrennt. Geschwister, die erbitterte Erbschaftskriege führen. Kindergartenfreundinnen, die einen von heute von auf morgen ohne jegliche Erklärungen für immer ignorieren. Oder der Chef, der Dich nach zehn Jahren gewissenhafter Arbeit aus irgendeinem kruden Grund feuert, schließlich läuft der Laden, den du groß gemacht hast, jetzt auch ohne Dich.

Manchmal scheint es, man müsste einfach nur mal richtig hinschauen, um zu merken, wie schlecht diese Welt ist.

Und dann zurecht die Frage: Wie soll ich jemals wieder einem Menschen vertrauen?

Vergessen können wir nicht, aber … (ein Tipp aus der Hirnforschung)

„Lenk Dich ab, bezieh das nicht auf dich. Schmeiß die Person aus deinem Leben.“ Recht haben sie, die ganzen Ratschläge. Wissen wir ja auch, theoretisch. Aber wenn ein ganzes Lebenskonzept zusammenkracht, die Zukunft auf einmal wegfällt und alles Bekannte sich plötzlich als eine Lüge herausstellt, dann ist es nicht verwunderlich, dass man nicht mal eben so abhaken und weitermachen kann. Vor allem die Sache mit dem „einfach vergessen“ ist gehirntechnisch etwas schwierig – selbst, wenn die Person gar nicht mehr in unseren physischem Umfeld zu finden ist. Schließlich werden unsere Einstellungen zum Leben und zu unseren Mitmenschen von negativen Erlebnissen deutlich mehr geprägt als von guten. Ein vollautomatischer Ablauf unseres Denkorgans. Die Wissenschaft spricht in dem Zusammenhang von der „negativity bias“, der negativen Verzerrung unserer Wahrnehmung und unseres Gedächtnisses. Mit „einfach vergessen“ ist es also nicht getan. Die Erinnerungen sind nun Teil unseres Lebens.

Einen hilfreichen Tipp für den Umgang mit negativen Erinnerungen habe ich in der Zeitschrift „Social Cognitive and Affektive Neuroscience“ gelesen: Anstatt immer wieder mental durchzugehen, wie absolut mies und hilflos wir uns während einer bestimmten Situation gefühlt haben, hilft es, den Fokus von unliebsamen Erinnerung umstrukturieren.

Wir können sie anders betrachten, indem wir uns auf die äußeren Umstände der Szene konzentrieren, die „ungefährlicher“ sind. Das kann das Wetter an dem Tag sein, oder ein guter Mensch, der uns in dieser Zeit beigestanden hat – Hauptsache wir konzentrieren uns auf etwas, was nicht untrennbar mit schlechten Erinnerungen verknüpft ist und emotional negativ aufgeladen ist. Wenn wir uns anstatt auf die Gefühle während des Ereignisses auf den Kontext konzentrieren, reduziert sich der emotionale Schock nachweislich. Wichtig dabei ist, die Perspektive ganz bewusst von der inneren Gefühlswelt auf die äußere Welt zu legen.

Also: Was hast Du gesehen, was hättest Du sehen können, in dieser Szene? Was hättest Du riechen, spüren, hören können?

Aber ich hätte es doch merken müssen…

…dass ich hinters Licht geführt werde / … dass da etwas vor nicht mit rechten Dingen zugeht /… dass ich nur Mittel zum Zweck bin / … dass sich etwas bei dem anderen geändert hat / …

Ich lag schon so einige Nächte wach, weil ich so einiges hätte viel früher merken müssen…oooh ja. Und es zerfleischte mich, denn der (für mich) logische Schluss, den ich daraus nur ziehen konnte, lautete: Du hast eine extrem schlechte Menschenkenntnis. Kein Wunder, dass Dir das passiert, so naiv, wie Du bist!

Dieser Gedanke kann unser Vertrauen in die eigene Wahrnehmung vergiften – und mit ihm unsere Offenheit bei neuen Begegnungen.

Bei diesem Gedanken übersehen wir allerdings, dass es oft nur wenig Anstrengung braucht, um jemanden mutwillig zu täuschen.

Dass wir Täuschungen schnell auf dem Leim gehen hat weniger mit schlechter Wahrnehmung, sondern mehr mit Rollenerwartungen zutun. So lange jemand diese Erwartungen wie gewohnt erfüllt, eine beste Freundin zum Beispiel weiterhin genau das tut, was sie in ihrer Freundschaftsbeziehung immer gemacht hat, dann gibt es wenig Anlass, ihr Tun ständig zu hinterfragen oder skeptisch zu werden.

Bloß, was können wir nun tun? Anstatt uns zu zerfleischen können wir auch versuchen, unsere Intuition für die Zukunft zu schulen. Wenn der gröbste Schmerz nachgelassen hat, können wir uns fragen:

In welchen Situationen hatte ich einen Verdacht/ein ungutes Gefühl bzw. habe gemerkt, dass das irgendetwas anders ist? Welche Faktoren haben dazu geführt, dass ich dem nicht nachgegangen bin? Was sagt das über mich und meine Intuition aus? Hatte ich Angst vor Konflikten? Hatte ich Angst, Recht zu haben? Hatte ich Angst vor Verlust? Hatte ich Angst, mir selbst nicht trauen zu können?

Und wenn ich nie ein schlechtes Gefühl hatte und es wirklich nie Hinweise gab: Kann ich auch da einen Weg finden, auch das zu akzeptieren? Ohne zukünftig jeden unter Generalverdacht zu stellen?

Der Pessimismus, Dein Freund und Helfer

Nach einer niederschmetternden Erfahrung ist es unfassbar schwer wieder aufzustehen und uns neuen Menschen zu nähern. Denn die Angst, dass es wieder passiert, dass es wieder weh tut, ist riesig. Und auch berechtigt. „Sei mal nicht so pessimistisch“ funktioniert dann nicht so einfach. Vielleicht hilft es dann eher, den Pessimismus umzuwerten und ihn als Freund zu betrachten. Ein Freund, der ab und zu sehr weise und schützende Ratschläge für uns parat hält- oft aber etwas verschroben ist. Mach ihn Dir sympathisch, aber entferne Dich gedanklich etwas von ihm.

Ich versuche das mit Humor: Ich stelle mir gerne vor, dass meine negativen Gedanken und Vorurteile zwei dreckige, dicke und allzeit schimpfende Klumpen namens Jürgen und Ralle sind. Jürgen und Ralle sind wichtige Anteile von mir, die zu mir gehören. Und das ist auch gut, denn ihre positive Absicht ist es, mich zu schützen. Das tun sie, indem sie mich mit ihrer unverwechselbaren Art daran erinnern, meine Mitmenschen klug zu hinterfragen. Aber sie sind nicht alles, was mich ausmacht – sondern bloß ein Teil. Und weil sie zwei garstige alte Schimpfer sind, die kein Ende kennen, bekommen sie von mir auch bloß ein gewisses Kontingent an Rede-Zeit am Tag. Dann müssen sie zurück auf die Mimmimi-Acadamy. Und zwar konsequent.

Das Ding ist: Nach einer schweren Enttäuschung brauchen wir nichts so sehr wie neue positive Erfahrungen mit Menschen, die uns etwas bedeuten. Und zwar am besten so offen, positiv und unvoreingenommen, wie es uns möglich ist.

Ein Mensch mag mir die Vergangenheit vermiest haben. Aber ich möchte nicht zulassen, dass er mir auch noch die Zukunft verdirbt.

Mehr unter 5 Dinge, die manipulative Menschen tun und unter Wie man eins wird mit sich und der Welt.

Photo: Meditation / Shutterstock