Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Klar ist es schön, als Selbstständiger im Home-Office den Sommer über in Unterhosen arbeiten oder mitten an einem kalten Novembertag ein Bad nehmen zu können. Nicht vom schrillen Wecker aus dem Bett getrieben zu werden, sondern von der eigenen Lust, den Tag anzugehen oder wenigstens von der eigenen Disziplin. Zu tun, was man will, wie man will und oft sogar wann man will. Nicht nur an überfüllten Wochenenden einkaufen, spazieren, schwimmen gehen zu können. Es ist aber auch ein psychischer und wirtschaftlicher Überlebenskampf. Ein Kampf gegen: Isolation und Langeweile, Strukturlosigkeit, Ablenkung, Faulheit und Selbstaufgabe. Und vor allem ein Kampf, den man ganz allein austrägt, verloren auf vertrautem und doch fremdem Terrain, zumindest zu Beginn. Mit diesem Bericht rüste ich Dich aus mit ein paar der wichtigsten Erfahrungen, die mein Überleben in den letzten 18 Monaten Selbstständigkeit gesichert haben.

Na dann mal los.

Was den Home-Office-Neuling erwartet

Wenn Du neu im Home-Office bist musst Du Dich nicht den neuen Kollegen vorstellen sondern einem anderen Begleiter, dem einzigen, der Dir bleibt: das Nichts und alles, was es mit sich bringt. Du wirst möglicherweise einiges vermissen in Deinem neuen Leben.

Ich vermisste zu Beginn meiner Selbstständigkeit die Kollegen, die gemeinsamen Mittagspausen, die Regelmäßigkeit. Ich vermisste es, täglich einen Grund zu haben, nach Draußen zu gehen und einen festen Rahmen (sozial und überhaupt), der mich zumindest zu einem Stück Produktivität zwang.

Es war eine schwierige Umstellung für mich, plötzlich so frei zu sein – frei von vielem, was mich als Arbeitnehmer genervt hat, doch auch von so manchem, das ich sehr geschätzt habe.

Home-Office schaut in der Vorstellung derer rosarot aus, die den tägliche Weg ins Büro leid sind und die Zeit unter den Kollegen, die sie vielleicht nicht mögen. Es kann rosarot sein, aber auch blutrot. Das kommt ganz allein darauf an, wie wir die ganz besonderen Herausforderungen der Heimarbeit angehen.

Isolation und Langeweile

„Da man aber nicht immer nur schreiben kann, gab es große Lücken zu füllen. Ich füllte sie mit Scotch, Bier, Ale und Frauen. Mit den Frauen hatte ich meistens Pech, und die Folge war, dass ich mich stark aufs Trinken konzentrierte.“ – Charles Bukowski

Eine der größten Gefahren beim Arbeiten zu Hause schwebt direkt über einem: die Decke, die einem immer wieder auf den Kopf zu fallen droht. Man ist nun mal größtenteils auf sich selbst zurückgeworfen, und das Selbst ist (oder scheint) manchmal einfach zu wenig.

Leicht ist es nicht immer, dieser Isolation zu entkommen: denn einerseits muss man ja arbeiten, andererseits sind die meisten Mitmenschen tagsüber auch beschäftigt.

Mit der Isolation verknüpft ist die Langeweile. Die ganzen Hobbies, von deren Ausleben man schon so lange träumt, machen tagsüber auch weniger Spaß, wenn sie mit einem schlechten Gewissen einhergehen, falls sich währenddessen die Arbeit türmt.

Isolation und Langeweile können gravierende Folgen haben. Süchte zum Beispiel. Oder Depressionen.

Strukturlosigkeit

„Wenn ich nur dieses Gesicht kämmen könnte, dachte ich. Aber das geht nicht.“ – Charles Bukowski

Die Gefahr als Home-Office-Arbeiter ist groß, sich morgens nicht mehr zu duschen und den ganzen Tag über im Jogginganzug oder abgeranzten Feinrip-Unterhemd zu verbringen. Sieht man sich nicht vor, sind das Vor- und Nachmittagsprogramm der Fernsehsender bald die einzigen Dinge, die dem Tag eine Struktur verleihen. Dann ist es auch kein großer Schritt mehr, die gewohnten Rituale, das Zähneputzen und Duschen aufzugeben. sich eines frühen Nachmittags im Spiegel zu betrachten und erschrocken feststellen zu müssen, dass die Freiheit etwas aus einem gemacht hat, das man nicht sein will. Jemanden, der sich am liebsten das Gesicht kämmen würde, um wieder wie ein Mensch auszusehen und sich auch wie einer zu fühlen.

Struktur ist nicht nur für die Produktivität wichtig, sondern auch für die Lebensqualität. Denn ohne Struktur ziehen die Tage, Wochen, Monate und Jahre schneller an einem vorbei als es das matschig gewordene Gehirn realisieren kann.

Ablenkung

„Jeder kommt mal an den Punkt, wo er sich entscheiden muss, ob er hart bleiben oder davonlaufen will.“ – Charles Bukowski

Der Punkt „Ablenkung“ hängt eng mit dem Punkt „Strukturlosigkeit“ zusammen.

Auf der einen Seite: das Fernsehprogramm, die Emails, Facebook, Nachrichtenseiten, Foren, Blogs (außer myMONK natürlich …), Video- und Computerspiele … all das und mehr zieht am Home-Office-Arbeiter.

Auf der anderen Seite: To-Do, die nicht immer Spaß machen, dafür aber hin und wieder Angst, Dinge, die man lieber auf die lange Bank schiebt oder darüber hinaus, sodass sie am Ende der langen Bank hinunterfallen.

Kurzfristig scheint die Ablenkung in der Regel als die bessere Wahl. Langfristig ist sie immer die schlechtere. Da wir Menschen dazu neigen, kurzfristig zu denken (kurzfristig glücklich Chips essen, langfristig unglücklich dick etc.), wird dieses Spannungsfeld gerade in der Freiheit des Home-Office zur echten Bedrohung.

Faulheit

„Sicher ich habe keinen großen Ehrgeiz, es sollte aber auch für Menschen ohne Ehrgeiz einen Platz geben.“ – Charles Bukowski

Den Platz, von dem der große Schriftsteller da spricht, der Platz für Menschen ohne Ehrgeiz, den gibt es. Aber nicht im Home-Office. Und nicht in der Selbstständigkeit. Ich glaube, man muss sich einfach den Arsch abarbeiten, wenn man jenseits der Ketten der Angestelltenwelt gut leben will.

Und Bukowski war eigentlich ein ziemlich fleißiger Typ, auch wenn er’s nicht gern zugibt. Fleißig lebend, fleißig schreibend.

Abnutzung

„Die meisten Männer verstehen überhaupt nicht zu leben, sie nutzen sich nur ab.“ – Charles Bukowski

Der Gegenpol der Faulheit ist die Überarbeitung bis zur Selbstaufgabe und die daraus folgende Abnutzung. Wenn man Handy und Laptop nur noch zum Schlafen weglegt (aber natürlich in Greifweite!), hat man sich mit der Selbstständigkeit nur den Hamsterkäfig in die eigenen vier Wände geholt. Die Gefahr ist deswegen so groß, weil es immer etwas zu tun gibt. Mit jeder neuen erledigten Aufgabe kommen zwei neue Aufgaben, mit jeder beantworteten Mail zwei neue Mails.

Wir brauchen festgelegte Grenzen und einen Ausgleich, sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns komplett und teilweise unwiderruflich abgenutzt haben.

Ich meine damit nicht unbedingt das vielzitierte und dadurch trotzdem nicht richtiger werdende „Work hard, play hard“. Denn neben work und play gibt es noch etwas, das genauso wichtig und berechtigt ist: Nichtstun, Atmen, Wahrnehmen.

8 Tipps für Zufriedenheit und Produktivität im Home-Office

Wenn Du in eine oder mehrere der genannten Fallen trittst, heißt es nicht unbedingt, dass Du unfähig bist, sondern unvorbereitet.

Wenn Du die Herausforderungen kennst, die das Home-Office mit sich bringt, ist bereits der erste Schritt getan. Die folgenden Dinge helfen mir, die Vorzüge des Home-Office auszukosten und die Herausforderungen zu bewältigen:

  1. Den Tag am Vorabend planen: „Welche drei Aufgaben bringen mich / meine Arbeit am nächsten Tag am meisten weiter?“ Diese einfache Überlegung am Vorabend hilft mir, mich den neuen Tag mit einem Ziel zu beginnen. Ausartende und deprimierende Todo-Listen erübrigen sich dadurch gleich mit. Nur drei Dinge. Aber eben diejenigen, die einen am meisten voranschreiten lassen.Hilft gegen: Strukturlosigkeit, Faulheit und Ablenkung.
  2. Morgen-Rituale – Die Feinde früh in die Flucht schlagen: Ein Morgenritual ist eine festgelegte Folge von Aktivitäten, die man direkt nach dem Aufstehen angeht. Zum Beispiel: Wecker aus, raus aus dem Bett, rein ins Bad, ein großes Glas Wasser trinken, Zähneputzen, raus aus dem Bad, ein paar Minuten Bewegung (Liegestütze, Sit-ups, Stretching, Yoga, Pilates …), ein paar Minuten Meditieren, Ziele visualisieren, duschen, anziehen, frühstücken. Ich gehe jeden Morgen zum Bäcker und hole mir eine Kleinigkeit. Dann bin ich immerhin schon mal angezogen und mit etwas Essbarem versorgt. Der Rest läuft bei mir so oder so ähnlich ab wie geschildert. Die Punkte Bewegung und Meditation muss ich jedoch noch fester verankern. Morgenrituale bringen Kopf und Körper in Bewegung und können dafür sorgen, dass man anschließend fokussiert loslegt.Hilft gegen: Strukturlosigkeit, Faulheit und Ablenkung.
  3. Arbeitspausen: Verdammt wichtig. Die Anzahl und Länge der Pausen hängen von den eigenen Präferenzen und der Art der Aufgaben ab. Für mich funktionieren kreative Tätigkeiten besser ohne Pause, während ich bei allem anderen besser performe und am Ende deutlich weniger erschöpft bin, wenn ich alle 40 bis 50 Minuten eine Pause von 5 bis 10 Minuten einlege. In den Pausen mache ich mir einen Tee, bewege mich oder schaue einfach aus dem Fenster. Fernsehen und Lesen (auch Internetseiten) dagegen killen mich eher.Hilft gegen: Abnutzung.
  4. Mittagspausen: Die Mittagspause ist die beste und meist auch die einzige Gelegenheit, sich mit den angestellt arbeitenden Freunden oder Bekannten sowie mit Geschäftspartnern zu treffen. Raus aus der Wohnung, rein ins soziale Leben. Das erfrischt, und ich bin jedes Mal am Ende der Pause dankbar, dass ich wieder an meinen gemütlichen Schreibtisch gehen kann und nicht zu irgendwelchen Chefs und Kollegen ins Großraumbüro muss.Hilft gegen: Strukturlosigkeit, Isolation und Abnutzung.
  5. Home-Office ist kein Spaziergang, doch ein Spaziergang tut gut: Und wie! Geht fast bei jedem Wetter, kostet nichts (außer ein bisschen Überwindung), macht den Kopf frei und kurbelt die Leistungsfähigkeit neu an. Außerdem fühlt man sich durch das Spazierengehen eher wie ein Mensch und Teil der Gesellschaft, als wenn man permanent vor dem Rechner hockt wie Golom über seinem Ring.Hilft gegen: Isolation und Abnutzung.
  6. Feste Bürozeiten: Oh man, meine „festen Bürozeiten“ sahen ganz zu Beginn meines Home-Office-Daseins ungefähr so aus: 0-24 Uhr. Weder erlaubte ich mir Pausen, noch einen wirklich sauber abgetrennten Feierabend. Ich dachte, es sei eben der Preis der Selbstständigkeit, dass man viel arbeiten muss. Muss man aus meiner Sicht auch, aber gibt einen Unterschied zwischen viel und zu viel arbeiten, und der zeigt sich sowohl in der Lebensqualität als auch in der Produktivität.Hilft gegen: Strukturlosigkeit, Ablenkung, Isolation, Faulheit und Abnutzung.
  7. Sparing-Partner: Eine meiner größten Hilfen im Kampf ist mein Geschäftspartner, der für die gemeinsame Firma zwar deutlich weniger Zeit hat als ich, mit dem ich dafür aber täglich sprechen kann über Neuigkeiten, anstehende Entscheidungen, Ziele, die Aufs und Abs von Stimmung und Produktivität und so weiter. Außerdem hilft es ungemein, jemanden im Boot zu haben, der einen hin und wieder fragt, was man denn die letzten Monate eigentlich so gemacht hat im Business. Ich denke nicht, dass der Sparing-Partner und Vertraute unbedingt ein klassischer Geschäftspartner sein muss, es kann ein Freund sein oder einfach jemand, der selbst im Home-Office arbeitet oder in anderer Form selbstständig ist (vielleicht gibt es ja Stammtische oder ähnliche Treffen von Selbstständigen in Deiner Nähe?).Hilft gegen: Isolation, Ablenkung, Faulheit.
  8. Cafés und Coworking: Auch Cafés und sogenannte Coworking Spaces, Orte, in denen man sich stunden-, halbtags-, tages- oder wochenweise einen Büroplatz mietet, können dem eigenen Tag Struktur verleihen und die Isolation vermeiden. Coworking Spaces schießen in Großstädten gerade wie Pilze aus dem Boden. Muss ich mal ausprobieren, bis jetzt bevorzuge ich eindeutig die Arbeit in Cafés. Ich empfinde es als echte, genutzte Freiheit, tagsüber in einem Café ums Eck zu sitzen und entweder lesend Inspiration zu schöpfen oder auf meinem Macbook am Knacken der Weltformel zu arbeiten. Kann man auch gut nutzen, um dem Tag eine feste Struktur zu verleihen, indem man zum Beispiel immer am Vormittag für eine festgelegte Zeit im Café arbeitet, um bestimmte Aufgabentypen zu erledigen.Hilft gegen: Isolation, Faulheit, Abnutzung und Strukturlosigkeit.

Soviel von mir.

Liebe Grüße aus dem Home-Office.

 

Photo: Jeremy Levine