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Was brauchen wir, wenn’s uns mies geht? Manchmal Ruhe. Oft Menschen.

Meine Lage war sehr mies und traurig, meine Stimmung nicht nur im Keller, nein, sie hatte sich von dort aus auch noch ein Loch gegraben. So tief, dass ich die Gedanken nicht aufprallen hörte, wenn ich sie hinein warf.

An einem Nachmittag im Spätsommer lernte ich Lars Amend kennen (bei Facebook | bei Instagram). Der war kurz in der Stadt und hatte eigentlich zwei entspannte Stunden mit unserem gemeinsamen Bekannten Michel Vincent geplant (Tausend Dank fürs Verbinden, Michel!).

Stattdessen war da ich, ich und meine Trostlosigkeit.

Lars ist Bestseller-Autor, Coach und – so, wie ich ihn erlebt habe – ein Mensch, der sich kümmert.

Er kannte mich nicht. Er brauchte mich nicht und wollte nichts von mir. Er hatte sich diesen Nachmittag vermutlich anders vorgestellt. Und trotzdem haben wir geredet über mich und über Auszeiten und Zukunftsperspektiven. Wir haben geredet, bis er zum Flughafen musste. Mein Trübsinn stieg auch in ein Flugzeug und flog wer weiß wohin, zumindest für eine Weile. Was bei mir blieb: neuer Mut.

Ich habe eine Familie, ich habe Freunde, die für mich da sind. Aber manchmal hilft es besonders, mit wirklich Außenstehenden zu reden.

In Lars’ aktuellem Buch Why not? schreibt er über Lebensfreude, Ehrlichkeit, Träume und über Techniken, die wie Hammer und Meißel unsere selbstgebauten Grenzmauern abtragen, Tag für Tag ein bisschen mehr, wenn wir dranbleiben … bis wir irgendwann Anlauf nehmen und sie überspringen können.

An diese Stelle aus dem Buch musste ich die letzten Wochen immer wieder mal denken:

„Ich habe mir die Frage nach dem Leid gestellt: Lars, leidest Du? Ich weiß noch, dass ich das ungewohnt fand, auch, weil ich mich nicht erinnern kann, dass mir diese Frage vorher jemals so präzise gestellt worden wäre. Und ich muss zugeben, es klingt auch sonderbar: „Leidest Du?“

Die meisten Menschen würden auf diese Frage wohl mit einem klaren „Nein!“ antworten. Ich habe damals auch so reagiert. Ich hatte einen coolen Job, die besten Eltern, die man sich nur wünschen konnte, einen großen Bruder, der immer für mich da war, eine wunderbare Freundin, gute Freunde, die ich jederzeit nachts um Hilfe hätte bitten können, ich war gesund und finanziell unabhängig. Warum hätte ich leiden sollen?

Und wie das schon klingt, so bedürftig, so Hilfe suchend, so schwächlich! Ich habe damals ein anderes Wort gebraucht, welches ich besser fand, um mich nicht wirklich mit mir beschäftigen zu müssen. Ich nannte es „Stress“. Heute beobachte ich das gleiche Phänomen bei Führungskräften, die durch ihren äußeren Erfolg glauben, vor nichts Angst zu haben. Angst ist nichts anderes als eine Form von Stress. Stress hat die gleiche Bedeutung, klingt aber nicht so schwach und unmännlich. „Ich, ängstlich? Auf gar keinen Fall, ich bin gerade nur etwas gestresst.“ Nimmst Du jetzt diesen Stress, von dem der Manager gerade gesprochen hat, und verfolgst ihn zu seiner Quelle zurück, landest Du direkt bei seiner Angst – zu versagen, nicht gut genug zu sein, den Boss zu enttäuschen, den nächsten Auftrag nicht zu bekommen, keine guten Quartalszahlen vorlegen zu können und so weiter.“

Angst, ja. Und dann noch etwas Zweites, was hinter dem „Stress“ steht: Sind wir dauerhaft gestresst, dann häufig deshalb, weil wir auf einem Weg gehen, der falsch für uns ist, der einfach nicht zu uns passt. Zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte (wenn wir auf unsere wahren Bedürfnisse hören) spannt sich dann ein unsichtbarer Schmerz zwischen leise leidvoll als „Stress“ getarnt bis hin zu uns fast zerreißend.

Das Beste für einen anderen kann das Schlechteste für uns sein. Vielleicht würde der gestresste Manager viel lieber Haare frisieren als Bilanzen. Vielleicht würde die Marketingverantwortliche lieber auf Bühnen statt auf PowerPoint-Partys tanzen. Oder anders herum.

Vielleicht ist es nicht der Druck von außen, der dann das Leben schwer macht, sondern der Druck von innen.

Aus dem Buch:

„Als ich mit der Schule fertig war, kann ich mich noch gut an eine Diskussion mit meinem Vater erinnern, einem Lehrer für Französisch und Englisch. Es ging darum, was nach dem Abitur aus mir werden sollte. „Ich könnte keine Nacht ruhig schlafen, wenn ich Dein Leben führen müsste“, sagte mein Vater damals. „Diese Unsicherheit, nicht zu wissen, was morgen ist.“ Ich habe darauf immer geantwortet: „Papa, deswegen bist Du ein Beamter geworden. Für Dich ist die Sicherheit so wichtig wie für mich die Freiheit. Zu wissen, wo ich die nächsten 30 Jahre meines Lebens jeden Morgen hingehen werde, wäre für mich ein Albtraum. Dann könnte ich keine Nacht ruhig schlafen.“

Ich kann jedenfalls das ganze Buch empfehlen. Getragen wird es von den Geschichten aus dem Leben des Autors, der die dunklen Stunden, einsam in seiner Kreuzberger Wohnung und in Hotelzimmern genauso kennt wie das prall gefüllte Leben voller kleiner und großer Wunder (wie das Treffen mit seinem Idol Paulo Coelho), die uns alle erwarten, sobald wir ein bisschen mutig sind. Wenn Du neugierig geworden bist, findest Du Why not? inklusive Leseprobe bei Amazon.

Ach so, und am 21.12.2017 startet ein Kinofilm, in dem Lars von Elyas M’Barek gespielt wird: Dieses bescheuerte Herz.

Mehr unter Warum Du so erschöpft bist und unter Sei wie die lahme alte Schildkröte.

Photo: Stressed Man / Shutterstock