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Worte können zerstören oder aufbauen. Achtsames Sprechen kann Glück erzeugen; unachtsames Sprechen kann töten. Achtsames Sprechen ist eine tiefgehende Übung.
– Thich Nhat Hanh

Die zulässigen Grenzwerte sind weit überschritten.

Täglich produzieren und hören wir einen Smog aus Wörtern, die uns verblöden und krank machen, sinnlos bis zerstörend sind. Der Smog nimmt uns die Luft zum Denken und den Raum zum Fühlen.

Tut es Dir gut, wenn Du Mitmenschen tratschen und hassen hörst? Wie sie sich ständig beschweren, jammern oder einfach Bullshit reden? Und tut es Dir, wenn Du Dich anschließt und mit einstimmst? Mir tut das nie gut. Meistens merke ich das nicht, weil ich darin versumpfe, nachzudenken, wie ich den Tratsch, das Jammern und den Bullshit noch toppen kann, oder mich nur darüber aufrege, was ich da schon wieder hören muss, anstatt mich umzudrehen und zu gehen oder den Fernseher abzudrehen. Mir tut es nie gut, mich in diesem Smog aufzuhalten und selbst welchen zu produzieren, ich schätze, damit bin ich nicht ganz allein.

Mund-Minimalismus ist das Gegengift, ist der große Baum, der mit seinen grünen Blättern die Luft wieder reinigt.

Mund-Minimalismus bedeutet: achtsam aussprechen, was ausgesprochen werden muss … oder schweigen.

Ich möchte wieder freier atmen können, bewusster leben und bewusster sprechen. Mehr Platz für die Stille in mir und um mich herum schaffen. Die Ruhe eines Schweigeklosters genießen.

Ich möchte Mund-Minimalismus produzieren. Wenn Du dabei bist, hier ein paar Gedanken für angehende Mund-Minimalisten.

Zuhören / Hineinhören

Bevor wir entscheiden, ob wir sprechen oder schweigen sollten, sollten wir hören. Auf das, was die Zunge und der Körper des Gegenübers sagen. Und auf das, was unser Gefühl verkündet.

Dabei werden wir uns ertappen, wie wir werten über den Anderen („So ein arroganter Schwachkopf“) oder uns selbst („Ich hasse es, mich immer so unwohl zu fühlen, wenn ich mit dem zu tun habe“). Das ist okay, wir sollten diese Gedanken nur wieder ziehen lassen, da sie uns die klare Sicht nehmen („Oh, ich werte gerade … ich konzentriere mich besser wieder auf das, was wirklich ist“).

Wir betrachten die gesamte Situation achtsam, statt blind drauf los zu labern.

Reden oder Schweigen?

„Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen“, so Pythagoras.

Reden und Schweigen können Gold sein, Silber – oder Gift. Wann schweigen besser ist und wann reden? Diese Entscheidung kann uns niemand abnehmen.

Meine Daumenregel soll lauten: etwas beitragen mit der Absicht, Positives zu bewirken oder Daumen in den Mund und die Schnauze halten.

Wir entscheiden uns bewusst dafür, zu sprechen oder nur wahrzunehmen, was ist.

Erst prüfen, dann sprechen

In einer alten Geschichte erfuhr ein Dorfbewohner, dass sein Nachbar Labertus böse Gerüchte über ihn streute und so stellte er ihn zur Rede. „Ich nehme alles wieder zurück, tut mir echt leid“, antwortete Labertus. Der Mann blickte ihn schweigend und ernst an und entgegnete, er würde die Entschuldigung annehmen, aber eine kleine Strafe hätte der Verleumder schon verdient. Labertus freute sich über das Angebot und nahm es an. Der Bauer holte ein mit Federn gefülltes Kissen, schnitt es auf und warf die Federn in die Luft. Der Wind wehte sie in alle Richtungen, und der Bauer sprach: „So, Labertus, jetzt sammle alle Federn wieder ein und stopfe sie zurück ins Kissen“.  Da machte Labertus große Augen. „Das ist unmöglich“, sagte er, „der Wind hat sie doch überall verteilt!“. Der Bauer nickte. „Siehst Du. In den Wind gestreut fliegen die Federn überall hin, wir wissen nicht, wo und bei wem sie landen. Wie kannst Du dann die Verleumdung einfach wieder zurücknehmen wollen?“

Sobald ein Wort unseren Mund verlassen hat, können wir es nicht mehr einfangen.

Wir sind uns dessen bewusst und prüfen, bevor wir sprechen.

Dabei können wir uns an Sokrates’ „drei Sieben“ orientieren, die alle unsere Worte passieren sollten, bevor wir den Mund öffnen:

1. Sieb: Sind wir uns sicher, dass es wahr ist, was wir sagen wollen?
2. Sieb: Sind die Worte von Güte geprägt?
3. Sieb: Ist es notwendig, dass wir sie aussprechen?

Gewaltfrei sprechen (Liebe statt Widerstand säen)

Im stressigen Job und selten stressfreien Privatleben sprechen wir schnell unachtsam, greifen die Kollegen oder Partner an, schieben ihnen Schuld zu.

Von Marshall Rosenberg stammt die „Gewaltfreie Kommunikation“. Wir unterstellen dem Gegenüber nichts und werfen ihm nichts vor. Denn Unterstellungen und Vorwürfe erzeugen nur Widerstand führen dazu, dass der Andere entweder nicht handelt oder nicht überzeugt ist, aber aus Angst trotzdem handelt.

„Wenn ich a sehe (Beobachtung), dann fühle ich b (Gefühl), weil ich c brauche (Bedürfnis). Deshalb möchte ich jetzt gerne d (Bitte).“

Also nicht: „Du Schwein hast schon wieder den Müll nicht mit runter genommen, offensichtlich bin ich Dir egal. Wenn Du das nochmal machst, pack’ ich meine Sachen und verlasse Dich.“

Sondern:

„Ich habe gesehen, dass Du den Müll nicht mit runter genommen hast. Wenn ich das sehe, fühle ich mich traurig und nicht wertgeschätzt. Ich würde gern sehen, dass wir im Haushalt an einem Strang ziehen. Bitte bring den Müll fort.“
Merkst Du den Unterschied? Dein Gesprächspartner wird ihn auch spüren.

Wenn wir sprechen, sprechen wir gewaltfrei.

Einfach sprechen

„Mann muss einfach reden, aber kompliziert denken, nicht umgekehrt“, sagte Franz Josef Strauß. Achtsam denken passt für mich noch besser als kompliziert. Ansonsten: High five, Herr Strauß.

Wie häufig verschachteln wir Sätze zu Knäueln, greifen zu hochwissenschaftlichen Wörtern oder nebulösen Ausdrücken, die keiner mehr versteht … und kommen uns dabei noch irre clever vor?

Kompliziert sprechen ist dumm.

Wir sprechen einfach und klar.

Leise sprechen. Laut leben.

Nicht sprechen verleiht uns Kraft, sondern tun.

Paul Claudel drückte es so aus: „Rede nur, wenn Du gefragt wirst, aber lebe so, dass man Dich fragt.“

Wir plappern weniger und lassen unsere Taten sprechen.

Mehr dazu im myMONK-Kurs für ein achtsames Leben Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.

Photo: Andrea Floris