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Text von: Johanna Wagner

Marie Kondo ist eine japanische Berühmtheit in Sachen Lebensstil. Mit ihrer sogenannten KonMari Methode unterstützt sie Menschen, die eigene Wohnung für immer gerümpelfrei zu halten. Für immer!? Ein großes Versprechen, hinter dem sich nur ein kleiner Trick verbergen soll: „Behalte nur die Dinge, die Dich glücklich machen. Danke allem anderen für seinen Dienst und entsorge es“, sagt Kondo. Klingt einfach? Ist es bei weitem nicht immer. Aber das Ergebnis jeden inneren Kampf wert.

Zu Hause genervt

Lange hing dieses Foto an der Wand, das mich jedes Mal in eine komische Stimmung versetzte, wenn mein Blick darauf fiel. Genau wie das Geschenk einer Freundin, für das ich bis heute keine Verwendung fand – aber Geschenke wirft man doch nicht weg, oder? Auch nach Jahren nicht. Auch nach fünf Jahren nicht, aus denen inzwischen zehn geworden sind, in denen die Freundin und ich uns etwas fremd geworden sind. Doch Geschenk bleibt Geschenk, selbst wenn die Freundschaft hinkt.

Und während ich durch meine Wohnung schlendere, fällt mir immer mehr von dem Scheiß auf, durch den ich Jahre hindurch gesehen habe, als gehöre er zum Inventar oder viel schlimmer: als gäbe es ihn nicht. Die Kleidung im Schrank, die keinen Makel hat, die ich trotzdem nicht mehr trage; das Bürozubehör, das ich vor Jahren anschaffte, das einfach nicht weniger wird; die Bettwäsche, in der ich schon als Teenie schlief – irgendwie zeitlos und deshalb mein Begleiter auf Lebenszeit? Der Papierstapel, den ich längst sortieren wollte, türmt sich immer mehr auf und das sperrige Waffeleisen im Küchenschrank nervt mich wöchentlich, obwohl ich es nur ein Mal im Jahr benutze.

Ich bin in meinem Zuhause von meinem Zuhause genervt, umgeben von Dingen, die mich stressen, eingebaut in Gegenstände, die mich an die Vergangenheit binden, sodass die Gegenwart und die Zukunft gar keinen Platz finden. Das ist zwar nur der kleinste Teil, aber der kleinste Teil macht trotzdem etwas mit mir. Und manchmal bekomme ich das nicht einmal mit.

Dabei besitze ich gar nicht so viel

Ich doch nicht! Ich brauchte nur einen Sprinter beim letzten Umzug. Andere Generationen besitzen ganze Häuser und deren Inhalt, mit Inhalt von zwei weiteren Generationen. Weil damals Besitz noch wert-voll und besonders war. Schmuckstücke noch Schmuckstücke und von emotionalem Wert waren, da die Hochzeitsringe ein Leben lang getragen wurden. Heute ist doch alles anders: Alles erschwinglich. Alles austauschbar. Sogar die Beziehungen. Geschirr gibt’s bei Ikea, Schmuck im Drogeriemarkt und den Partner kann man ganz bequem online finden, als gäbe es auch für diesen einen Shop mit Rückgaberecht.

Während früher ein paar Fotos in schwarz-weiß die einzige sichtbare Erinnerung an einen Menschen waren, trage ich heute unzählige bunte in meiner Hosentasche. Nicht nur die eigenen, auch die vielen merkwürdigen, die mich gar nicht interessieren, mir aber ungefragt zugespielt werden – portofrei und deshalb in Massenware.

Tja, so ist es. Und weil es so ist, hegen wir heute zu Hause Gerümpel, wo früher jeder Besitz ein Schatz war. Masse anstelle von Qualität, weil Geiz geil ist und daher Vieles nach zwei Jahren Nutzung im Mülleimer landet – oder eben für immer unbenutzt in irgendeiner Schublade vor sich hinvegetiert.

Aber damit ist jetzt Schluss! Ich sortiere aus. Ich brauche Raum und ich brauche Zeit. Raum, der mich glücklich macht und Zeit, die mir das gewährt. Ich betrachte es als kindliches Spiel, im Versuch, mich an nichts zu klammern und nicht als belastende Aufgabe, die sich auch noch in meinen Alltag schleicht, der noch viel voller ist, als meine Wohnung.

Also: Zuerst die Spielregeln …

14 Schritte, wie Du Dein Zuhause für immer entrümpelst

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Kurz und knapp, leicht reduziert Marie Kondos Plan, ohne viele Gedanken, genau so, wie wir ausmisten sollen:

1. Befreie Dein Zuhause von allem, was keine Freude entfacht. Wenn Du alles auf einmal aufräumst, kannst Du – laut Kondo – sogar Deine Geisteshaltung drastisch verändern.

2. Mache Dir ein ganz genaues Bild davon, wie Du Dir Dein gerümpelfreies Zuhause und Leben vorstellst.

3. Erschaffe Dein Zuhause als einen Zen-Ort. Ganz egal, ob es Dein Schlafzimmer, Deine Küche oder irgendeine versteckte Ecke ist – jeder Ort soll Dich glücklich machen und Dir Energie schenken.

4. Beginne, indem Du aus alle Gegenstände einer Kategorie aus allen Räumen Deiner Wohnung zusammenträgst – Bücher, Kleidung, Dekoartikel etc. – und jeden einzelnen, einen nach dem anderen, in Deine Hände nimmst. Frage Dich dabei, ob Dich diese eine Sache glücklich macht.

5. Entsorge alles, was keine Freude entfacht und behalte alles, was Dich glücklich macht.

6. Räume in der richtigen Reihenfolge auf: Beginne mit der Kleidung, sortiere dann Deine Bücher, dann die Papiere, dann alles andere und zuletzt die Erinnerungen und alles Nostalgische.

7. Entsorge alle Klamotten, die Du nicht trägst.

8. Behalte nichts, nur weil Du denkst, es könnte noch einmal in Mode kommen. Marie Kondo meint: „It never will.“

9. Wenn Du nur noch Kleidung besitzt, die Dich glücklich macht, solltest Du sie falten, ehe sie in den Schrank kommt. Laut Kondo ist das Falten der wichtigste Teil des Verstauens. Falte jedes Kleidungsstück in ein Rechteck, sodass es vertikal in eine Schublade passt. So kannst Du alles auf einen Blick erkennen und Deine Kleidung verknittert nicht.

10. Sobald Du gelernt hast, Deine Besitztümer richtig auszuwählen, wirst Du nur noch die Dinge besitzen, die perfekt in den Raum passen, über den Du gegenwärtig verfügst.

11. Nachdem Du die KonMari Methode angewendet hast, wirst Du für immer genau wissen, wie viel Besitz richtig ist und nicht in alte Muster des Ansammelns zurückfallen.

12. Mach‘ es zu Deiner Gewohnheit, das Portemonnaie jeden Tag auszuleeren. So verlierst Du keine wichtigen Dokumente oder Belege und trägst nichts unnötig mit Dir herum.

13. Packe alle neu gekauften Klamotten und Gegenstände unmittelbar aus, entferne die Etiketten und leg‘ Dir keinen Vorrat an. Nur, was nicht mehr in einer Verpackung ist, ist wirklich Deins, sagt Kondo.

14. Die KonMari Methode ist im gleichen Maße herausfordernd, wie sie Dein Leben verändern kann. Wenn das Ausmisten in Stress ausartet, mach‘ eine Pause und erinnere Dich, es wird nichts passieren, wenn Du es nicht schaffst. Es ist nur ein Spiel. Aber wenn Du es schaffst, kann sich ganz viel entwickeln…

… und jetzt das Spiel

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Also los: Motiviert laufe ich durch die Wohnung und trage aus allen Räumen alle Gegenstände derselben Kategorie zusammen. Schnell muss ich mich den ersten Fragen stellen, als würde meine innere Stimme mit einem Messie und nicht mit einem Ausmistjunkie sprechen: Warum bitte habe ich zwei Tesa Abroller? Meine Kalender der letzten Jahre aufgehoben? CDs, deren Lieder ich vor langer Zeit auf meinen Laptop überspielte und das, obwohl ich längst keinen CD-Player mehr besitze?

Ich bin entsetzt, wie selbstverständlich manche Dinge scheinbar zu mir gehören, nur, weil ich sie immer schon besaß. Sie sind halt einfach da, weil sie immer schon da waren. Und weil sie immer schon da waren, packe ich sie von Schublade in Schublade und von Umzug zu Umzug in einen Karton und transportiere sie durch Deutschland, während mir nicht einmal auffällt, dass ich viele ausschließlich beim Umzug in den Händen halte.

Mein kleiner lilafarbener Tacker

Ja, mein kleiner lilafarbener Tracker, zum Beispiel. Wunderschön für Kinder. Mittlerweile wunderschön vergilbt, längst nicht mehr lila, aber immer noch für Kinder. Und natürlich für mich (inzwischen bin ich über dreißig). Weil er immer noch für mich da ist, wenn ich ihn mal brauche, die treue Seele ohne Seele. Jetzt schmeiß‘ ich ihn weg. Habe lange überlegt, weil andere Menschen sicher keinen Tacker besitzen und von so einem kleinen, vergilbten, farblosen nur träumen können. Aber egal. Ich kaufe mir jetzt einen neuen. Einen schönen, der mich glücklich macht. Dafür nichtkonsumiere ich an anderen Ecken. Und liebe wieder eine neue Ecke meines Zimmers: meine Schreibtischschublade.

Oder: Warum trage ich den Schlüssel von meinem Fahrradschloss am Schlüsselanhänger, obwohl ich seit über einem Jahr ein Schloss mit Zahlencode benutze? Und warum muss ich voller Entsetzen feststellen, dass sich inmitten meiner Südamerikaerinnerungen Statistikunterlagen verstecken. Hilfe! Ausgerechnet Statistik… – die ganze Mappe liegt noch hier. Für einen kurzen Augenblick fragt der Messie den Ausmistjunkie, ob ich nicht zumindest meine Zusammenfassung behalten sollte, im Falle dass… „NEEEIIINNN!“, schreiten die Spielregeln Nummer 1,2,3,5 und 8 schreiend ein. Stimmt. Fast vergessen… Also weg damit. Herrlich! Wieder befreit!

Maßstab „Glück“

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Und so wühlte ich mich von Tag zu Tag durch jede Kategorie, schaukelte von Entsetzen über das, was ich besitze, zur Befreiung, sobald ich es nicht mehr besaß. Vielmehr: Es mich nicht mehr besaß. Es war anstrengend. Es war befreiend. Ja, teilweise fast erlösend, weil ich wirklich nur das behielt, was MICH glücklich macht. Geschenk, Erinnerung, materieller Wert oder „was denkt xy, wenn…“ hin oder her – der Maßstab, war mein Glück. Ganz einfach. Der Rest kam einfach weg. Einfach so. Es hat nicht einmal weh getan.

Im Gegenteil: Die Gegenstände, die mir kein Lächeln auf die Lippen zaubern konnten, haben mich zum Lächeln gebracht, sobald sie auf meinem kleinen, stets wachsenden Müllberg landeten. Es waren ziemlich viele. Erschreckend viele. Genial viele! Ich möchte sie für kein Geld der Welt zurück. Auch meinen Tacker nicht, denn ich habe viel schönere Erinnerungen an meine Kindheit. Nicht vergilbte und in meinen Gedanken doch für immer zusammengetackerte, lebendige Erinnerungen. Die behalte ich gerne.

Jetzt habe ich das Gefühl, meine Taschen sind geleert. Ich fühle mich frei. Sortiert. Klar. Und bin überzeugt, dass nur so überhaupt etwas Neues in meinem Leben entstehen kann. Wie könnte es auch anders sein, wenn alles im Überfluss und in alten Erinnerungen erstickt? Da ist doch gar kein Platz in meinem Leben. Und in meinem Zimmer kein Raum für Neues.

Ich liebe meine Wohnung

Nun noch viel mehr. Sie ist tatsächlich zu einem „Zen-Ort“ geworden. Und wenn ich mir überlege, wie viel Zeit ich in meinen vier Wänden verbringe; überhaupt, dass es meine kleinen vier Wände in dieser großen Welt sind – mein Unterschlupf, meine Zuflucht, meine Tankstelle – dann sollte mich doch ausnahmslos alles darin glücklich machen. Wo, wenn nicht hier!? Bei mir. Und bei Dir.

Also, los geht’s! Schau‘ Dir die Spielregeln an und dann räum’ mit Freude auf, miste mit Vergnügen aus und beobachte mit Staunen, was sich in Deinem Leben bewegt.

Wenn Du dauerhaft etwas in Deinem Leben verändern willst – zum Beispiel mehr Ordnung schaffen und halten – wird Dir das myMONK-Buch helfen: 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern. Mehr zum Thema auch unter Die Vorteile von Minimalismus: 7 Gründe, Dein Leben zu entrümpeln.

Und wenn Du jetzt selbst vom Entrümpeln träumst, aber noch etwas Motivation brauchst, hör Dir den kostenlosen myMONK-Podcast an mit der Folge „Wie man den ersten Schritt macht“:

Alle Infos und Folgen zum Podcast findest Du hier.

Photos: Johanna Wagner