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Weinst Du manchmal, weil irgendwas einfach so wunderschön ist? Werfen Dich vermeintlich kleine Ereignisse öfters aus der Bahn? Merkst Du selbst Fremden an, wenn’s ihnen nicht gut geht, überschwemmt Dich die Stimmung eines Raums, einer Person, einer Situation regelmäßig, als wären die Deiche Deiner Psyche nur ein paar Millimeter hoch?

„Du bist viel zu sensibel!“ hörst Du vielleicht schon Dein ganzes Leben lang. Und vielleicht glaubst Du selbst längst, mit Dir würde etwas nicht stimmen. Schämst Dich dafür. Haderst damit, warum alle anderen das Leben so viel leichter zu nehmen scheinen. Willst diese Eigenschaft loswerden, als wärs ein Mangel an Deinem Hirn. Willst Deine dünnen Nerven umtauschen gegen solche wie Drahtseile.

Doch es kann einen guten Grund haben, warum’s Dir so geht, und es ist okay, dass es Dir so gut: Du bist eine hochsensible Person (HSP), ein sogenannter „Empath“, der die Dinge in sich und um sich herum viel stärker wahrnimmt als andere Menschen. Der mehr Bewusstsein für die Details hat, für den sie mehr leuchten.

Bin ich hochsensibel?

Von Dr. Elaine N. Aron kommen die folgenden Fragen. Aron ist renommierte Psychotherapeutin und Universitätsprofessorin in New York – und Pionierin in Sachen Hochsensibilität. Sie und ihr Team fanden etwa heraus, dass die für Emotionen und Bewusstsein verantwortlichen Areale in den Gehirnen hochsensibler Menschen mehr als bei anderen durchblutet waren, wenn ihnen über zwölf Sekunden Photos glücklicher und unglücklicher Menschen gezeigt wurden. Gefühle werden dadurch stärker getriggert als bei „normalen“ Menschen, sie fühlen intensiver, die angenehmen wie die unangenehmen.

Dieses Phänomen und dessen Anzeichen hat sich also keine Frauenzeitschrift ausgedacht, als zwischen 36-Stunden-Diät und Adels-Inzest noch Platz zu stopfen war (oder mit einer Kombination: 300 Kalorien abarbeiten in nur 30 Minuten Sex mit dem eigenen Cousin).

Hier sind sie:

  1. Bist Du schnell von sensorischen Reizen überfordert? Grelles Licht. Starke Gerüche. Laute Sirenen. Grobe Stoffe auf Deiner Haut. Der Atem in Deinem Genick vom Mann hinter Dir, dicht gedrängt in der U-Bahn.
  2. Nimmst Du Feinheiten in Deiner Umgebung besonders gut wahr? Die Nasenhaare des Mannes hinter Dir in der U-Bahn, als Du Dich umgedreht hast (ich hoffe, Du musstest Dich dafür umdrehen, andernfalls waren sie sol lang, dass sie Dir ins Genick hingen)?
  3.  Beeinflusst Dich die Stimmung Deiner Mitmenschen sehr? Fällt’s Dir sehr schwer, gut drauf zu sein, wenn Dein Gegenüber gerade irgendwas hat? Weil Du fühlen kannst, was er fühlt. Der Zorn, die erhobene Stimme, die Traurigkeit, der Schmerz des Anderen sind manchmal fast unerträglich für Dich. Es ist, als würden sie Dich mit ihren Gefühlen anstecken können. Umso mehr, weil Deine Mitmenschen mit ihren Probleme womöglich besonders gern zu Dir kommen. Weil Du so gut zuhören kannst.
  4. Bist Du sehr schmerzempfindlich? Au au au. Niedrige Schmerztoleranz. Angst vor Spritzen, große Unlust auf Muskelkater, schneller Griff zu Tabletten. Vielleicht hat sogar Dein Arzt schon gesagt, dass Du Dich angeblich „einfach ein bisschen zusammenreißen“ sollst.
  5. Hast Du den Drang, Dich an stressigen Tagen ins Bett oder einen dunklen Raum zurückzuziehen, um Dich von all den Reizen zu erholen? Das ganze Leben überfordernd wie ein einziger Migräneanfall, zu laut, zu schrill, zu schnell. Du wirst rasch müde. Brauchst Zeit allein, Zeit für Dich (siehe 5 Gründe, die Kunst des Alleinseins zu üben). Nur dann laden sich Deine Batterien wieder auf.
  6. Reagierst Du besonders stark auf Kaffee? AUF KAFFEEEEEE KAFFEE KAFFEEE? Bin gerade mit meinem zweiten heute fertig, oder er mit mir, und wenn ich noch einen trinke, werde ich hinterher wieder vom Cafe nachhause hüpfen in einer Art epileptischer Choreographie.
  7. Hast Du ein reichhaltiges, komplexes inneres Leben? Achterbahnen, klare tiefe Seen, bunte, große Gefühle, wo manch anderer vielleicht eher monotone Öde und nichts als ein „Ähhhhhhhh“ im Kopf hat. Kreativität in Masse. Häufig auch stark empfundene Nähe zu Tieren.
  8. Berühren Dich Musik oder andere Künste tief? Gänsehaut bei Gesang, aus dem das Herz schreit, Tränen vor Rührung bei Gedichten aus der Gefühlshölle?
  9. Bist Du sehr gewissenhaft? Ein Hinweis darauf könnte sein, dass Du nachzählst, ob’s hier wirklich 23 Fragen sind.
  10. Erschrickst Du schnell? BUH! Verdammt, jetzt bin ich sogar erschrocken, obwohl ich selbst BUH! geschrieben habe … verdammt, schon wieder.
  11. Wirst Du schnell nervös, wenn Du Aufgaben in einer kurzen Zeit erledigen musst?
  12. Weißt Du sehr oft, was zu tun ist, wenn sich ein Mensch in seiner physischen Umgebung unwohl fühlt? Etwa das Licht verändern oder die Sitzeplätze umstellen?
  13. Bist Du genervt, wenn Leute Dich zuviele Dinge auf einmal erledigen lassen wollen? Mich nervt’s oft schon, wenn mir jemand auch nur eine Sache auf einmal anschafft (deshalb kein klassischer Job für mich, siehe 10 Dinge, die ich statt eines Jobs habe).
  14. Strengst Du Dich sehr an, Fehler zu vermeiden oder Dinge nicht zu vergessen?
  15. Legst Du Wert darauf, keine Filme und TV-Serien mit Gewalt zu schauen oder Nachrichten mit tragischen Ereignissen? Werfen Dich der blutige Boxkampf, der umgestürzte Tiertransporter mit 40 toten Schweinen, quer über die Autobahn verteilt, ernsthaft aus der Bahn, oder die Bilder des Kindes, das gerade seine Eltern bei einem Anschlag verloren hat?
  16. Rüttelt es Dich unangenehm auf, wenn um Dich herum viel passiert? Menschenmassen sind einfach zu viel für Dich. Du willst da nur noch raus. Liebst es ruhiger, liebst den kleinen Kreis.
  17. Reagierst Du stark auf großen Hunger, kannst Du Dich dann nicht mehr konzentrieren oder bist schlecht drauf? Das bedeutet … ähm … wo war ich … Faden verloren, sorry.
  18. Hauen Dich Veränderungen im Leben besonders schnell und / oder stark um?
  19. Hast Du ein feines Gespür für gute Essen, Musik, Kunstwerke, Einrichtung? Oder für gute Blogs …
  20. Ist es Dir unangenehm, wenn mehre Bälle gleichzeitig in der Luft halten musst? An mehreren Fronten kämpfen, Löcher stopfen, Dinge organisieren musst.
  21. Gestaltest Du Dein Leben so, dass Du mit möglichst wenig aufregenden oder potenziell überfordernden Situationen konfrontiert wirst? Abgelehnte Einladungen. Auf die unendlich lange Bank geschobene Arzttermine, bei denen was Schlimmes rauskommen könnte. Lieber keine neuen beruflichen Herausforderungen, die Deine Grenzen zu sprengen drohen.
  22. Wirst Du nervös, schüchtern, zittrig wenn Du beobachtet wirst, während Du eine Aufgabe erledigen sollst? Stehst Du ungern im Mittelpunkt? Bekommst Du zum Beispiel schon einen roten Kopf, wenn Du Dir in einem Restaurant einen Stuhl organisieren und durch den ganzen Laden tragen musst? Verschlimmert sich das noch, wenn Du dabei mit anderen konkurrierst? Und ist Deine Leistung dadurch schlechter als sie sein müsste?
  23. Als Du ein Kind warst, haben Deine Eltern oder Lehrer Dich als sensibel oder schüchtern gesehen?

Je mehr dieser Fragen Du mit Ja beantworten kannst, desto wahrscheinlicher bist Du eine hochsensible Person. Nach Dr. Aron ist es ab 12 Jas sehr wahrscheinlich. Oder wenn Du einzelne Fragen mit einem supergroßen, fetten Ja beantworten musst.

Dies, so die aktuelle Forschung, trifft auf geschätzte 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung zu.

Ist aber kein Grund, gleich wieder zu weinen. Schrieb er, seine Tränensäcke sanft mit dem Gedanken zuschnürend: Hochsensibilität ist keine Krankheit. Im Gegenteil. Sie kann eine Gabe sein, eine Gnade sein, die das Leben bunt und reich macht. Wenn man weiß, was man braucht und wie man sich’s holen kann.

Mehr zur Hochsensibilität findest Du im myMONK-Buch Hochsensibel das Leben meistern