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Kerstin ist 42. Sie hat einen Mann und einen Sohn und lebt in einer Kleinstadt. Beruf: Büro. In ihrer Freizeit kocht sie für die Familie und trifft sich mit Freunden, ab und zu. Geht ins Kino, geht spazieren, schaut gern Serien und liest Krimis. Ein bisschen Mode, ein bisschen Schmuck, einmal ein Jahr in den Urlaub fahren, in diese nette Pension an der Nordsee, wo man sie mit ihrem Namen begrüßt.

Kerstin liebt ihr kleines, langsames, einfaches Leben. Am glücklichsten ist sie daheim, im gemütlichen Licht der Sofa-Lampe, mit einem Buch in der Hand und hin und wieder einem Glas Wein im Kopf.

Leider wird dieser Frieden regelmäßig gestört. Nicht von den Nachbarn, die sie seit Monaten weder gehört oder gesehen hat. Nicht von nordkoreanischen Diktatoren. Nicht von einem drohenden Jobverlust oder einer schweren Krankheit.

Nein, etwas anders stört den Frieden. Etwas, das die Welt immerzu von ihr zu fordern scheint. Mal schleicht diese Forderung nur leise durchs Treppenhaus, mal kriecht sie durch ihr Smartphone, mal klopft sie an, mal hämmert sie gegen die Tür, das die Wände wackeln, und brüllt:

Mach doch endlich mal was aus Deinem Leben!

Streng Dich mehr an. Gib Gas. Verbessere Dich. Schlaf weniger. Werde produktiver. Use it or loose it. Work hard, play hard. Nimm ab. Mach Karriere. Werde reich. Arbeite an Deiner Ausstrahlung und Deinen Unsicherheiten. Sei sexuell aufgeschlossener. Suche die Erleuchtung. Hol alles raus aus Deinem Kind. Rette Tiere. Bereise den ganzen verdammten Planeten, am besten zu Fuß und (die Umwelt!) dauerhaft als digitaler Nomade. Schaffe etwas Gigantisches. Hinterlasse Fußspuren, so tief, dass Menschen noch in hundert Jahren hineinfallen werden …

„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“

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Aber was, wenn sie nicht hart worken und nicht hart playen will?

Was, wenn sie keine Waisenhäuser gründen, keine Ozeane betauchen, keine Businesses gründen, keine Wahnsinns-App erfinden und für Milliarden verkaufen möchten?

Was, wenn sie lieber für sich und nur für sich ein paar Gedichte schreibt, aus Freude, und nicht, um Millionen Follower aufzubauen?

Was, wenn sie ihren Körper okay findet, wenn er auch längst nicht mehr so knackig ist wie vor 20 Jahren?

Was, wenn sie diese Wünsche gar nicht in sich trägt, dafür aber die Zufriedenheit mit dem, was sie schon hat, und mit ihrer Rolle als liebende (und geliebte) Mutter und Ehefrau und als Arbeitnehmerin, die für ihre Sorgfalt geschätzt wird?

Was, wenn sie mit ihrem „mittelmäßigen Leben“, für das die Welt es zu halten scheint, im Reinen ist und sie jedes Streben nach mehr nur deprimiert und auslaugt?

Ist sie nicht gut genug?

Doch, sie ist gut genug. Und ihr schönes, „kleines“ Leben ist es auch.

Eines Tages, wenn sie im Sterbebett liegt, wird sie’s nicht bereuen, einfach sie selbst gewesen zu sein, unterwegs in ihrem eigenen Tempo.

Kein Weg ist schlechter als ein anderer. Er sollte nur zu uns passen.

Mehr unter An alle die glauben, sie hängen im Leben hinterher und unter Ein bedeutsames Leben braucht keine Karriere.

Photo: Mother & Daughter von Shutterstock | Inspiriert von: A Life in Progress