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So schön Alleinsein können ist, so schwer ist es, allein sein zu müssen.

Ich erinnere mich besser als mir lieb ist an die Zeiten, in denen ich den Sommer (Herbst/Winter/Frühling) hinter zugezogenen Gardinen verbrachte, mich aus Scham wegen meiner Akne zuhause versteckte. An das Schlafen bis in den Nachmittag hinein, weil mir die Nächte irgendwie erträglicher erschienen. An das Gefühl, allein auf einer Eisscholle davon zu treiben, weiter und weiter vom Rest der Menschheit entfernt.

Einsamkeit ist schlecht für unsere Psyche, soviel ist jedem klar.

Doch Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass es uns ebenso körperlich schädigt. Das Herz weint nicht nur. Es wird auch krank.

Einsamkeit ist das neue Rauchen. In einer Zeit, in der langfristige Beziehungen verunmöglicht werden durch die Mobilität, die von uns verlangt wird („Komm, geh doch mal nach Hongkong“) und durch den Stress in der Arbeit („Ich komm so platt nachhause, dass ich mich einfach zu nichts Sozialem mehr aufraffen kann“), breitet sie sich aus wie eine Epedemie.

Wie Einsamkeit das Herz krank macht

Forscher der University of New York haben Studien mit insgesamt 181.000 Personen aus Nordamerika, Europa, Asien und Australien ausgewertet. In diesen Studien wurden die Teilnehmer zwischen drei und 21 Jahre lang beobachtet hinsichtlich gefühlter Einsamkeit und tatsächlicher sozialer Isolation sowie ihrer Gesundheit.

Das Ergebnis:

Einsamkeit und/oder soziale Isolation erhöhen das Risiko für Herzerkrankungen für eine Herzerkrankung um 29 Prozent und das für Schlaganfälle um 32 Prozent.

Aus anderen Studien war schon bekannt, dass Einsamkeit die Chancen auf Genesung nach Krankheiten grundsätzlich erschwert. Nun weiß man, dass sie auch selbst krank macht.

Einer der Gründe: Einsamkeit erhöht durch den psychischen Stress den Blutdruck und die Entzündungswerte. Hinzu kommt ein tendenziell ungesünderer Lebensstil – die Betroffenen unternehmen meist weniger, sind seltener draußen, bewegen sich weniger, ernähren sich ungesünder.

All das zusammen führt dazu, dass die Betroffenen ein um 50 Prozent höheres Risiko hatten, im Laufe der Studien zu versterben.

Einsamkeit macht das Leben also nicht nur schmaler, sondern auch kürzer.

Der Weg aus der Einsamkeit

Natürlich kann man mit Einsamkeit nicht „einfach“ aufhören wie mit dem Rauchen. Und es ist auch nicht so, dass wir nur genügend „Selbstliebe“ brauchen, und schon sei der Rest egal. Obwohl unsere Bedürfnisse nach Kontakt sehr unterschiedlich sein können, sind wir im Kern nun mal soziale Wesen.

Trotzdem wir werden schon dadurch etwas weniger einsam, wenn wir uns diesem Gefühl in uns zuwenden, wenn wir selbst für uns da sind. Statt uns weiter abzulenken mit „Karrieren“, die uns erlösen sollen. Oder mit sinnloser Dauerbeschäftigung. Oder mit Alkohol, mit Essen, mit Pornos.

(Siehe: Wie man schwierige Gefühle überlebt.)

Im zweiten Schritt, wenn uns der Schmerz richtig bewusst geworden ist, wir ihn wahrgenommen haben und ernst genommen, können wir uns fragen:

  • Was genau brauche ich, um mich verbunden und eingebettet zu fühlen?
  • Aus welchen bestehenden Beziehungen könnte ich mehr machen? Wem könnte ich mich mehr öffnen?
  • Welche neuen Menschen wünsche ich mir für mein Leben?
  • Was kann ich tun, wohin kann ich gehen, um diese Menschen kennen zu lernen?

Ein wichtiger Baustein kann die Arbeit an unserem Selbstwertgefühl sein, das unter der Einsamkeit vielleicht schon lange gelitten hat und uns dadurch ein Zugehen auf andere nicht gerade erleichtert.

(Mehr dazu myMONK-Buch: Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst.)

Und vielleicht ist das auch ein guter Anlass, heute jemanden anzurufen, mit dem man lange nicht gesprochen hat.

 

Siehe auch: Forschung: DAS macht Liebe mit dem Gehirn eines Kindes.

 

Photo: Thomas Leuthard