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Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer zu seinen Gedanken um die 4 indischen Gesetze der Spiritualität:

Vor kurzem wurde auf facebook dieser Text gepostet. Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht, weil er mich zuerst sehr angesprochen hat. Erst beim späteren Reflektieren kamen ein paar Zweifel auf. Ich möchte nicht behaupten, dass ich mit meinen Gedanken richtig liege, sondern biete Ihnen das als „Diskussionsgrundlage“ an. Das Thema ist wohl zu komplex um eine eindeutige, immer geltende Lösung zu finden.

Zuerst der Originaltext:

Die vier indischen Gesetze der Spiritualität.

Das 1. Gesetz sagt:

„Die Person, die dir begegnet, ist die Richtige.“

Das heißt, niemand tritt rein zufällig in unser Leben. Alle Menschen, die uns umgeben, die sich mit uns austauschen, stehen für etwas, bzw. haben einen Sinn, einen Nutzen. Entweder um uns zu lehren, oder uns in unserer Entwicklung voranzubringen.

Das 2. Gesetz sagt:

„Das was passiert, ist das Einzige was passieren konnte.“

Nichts, aber absolut nichts von dem was uns geschieht hätte anders sein können.
Nicht einmal das unbedeutendste Detail. Es gibt einfach kein: „Wenn ich das anders gemacht hätte, dann wäre es anders gekommen.“

Nein, das was passiert ist das Einzige, was passieren konnte und musste passieren damit wir unsere Lektionen lernen um vorwärts zu kommen.
Jede einzelne der Situationen, die uns im Leben widerfahren, sind absolut perfekt, auch wenn unser Verstand, unser Ego, sich widersetzen und es nicht akzeptieren will.

Das 3. Gesetz sagt:

„Jeder Moment in dem etwas beginnt, ist der richtige Moment.“

Alles beginnt genau im richtigen Moment. Nicht früher und nicht später.
Wenn wir dafür bereit sind, damit etwas Neues in unserem Leben geschieht, ist es bereits da, um zu beginnen.

Das 4. Gesetzt sagt:

„Was zu Ende ist, ist zu Ende.“

So einfach ist es. Wenn etwas in unserem Leben endet, dient es unserer Entwicklung. Deshalb ist es besser loszulassen und vorwärts zu gehen, beschenkt mit den jetzt gemachten Erfahrungen.

WOW, das ist schon bitter, wenn ich erfahre, dass all die stressigen und vergeudeten Monate mit dem Ex-Ehepartner vor der Scheidung nützlich waren, weil ich daraus lernen soll. Wie schon auch beim universalen Gesetz der Anziehung, (siehe Artikel: Die 5 Gesetze des Universums, die über Glück und Unglück entscheiden) sagt mir hier der weise Guru, dass ich selbst Schuld bin, weil ich genau diese Person in mein Leben gezogen habe, um mich weiter zu entwickeln.

Mehr noch: Anstatt mir das Recht einzuräumen, meiner Ex die Pest an den Hals zu wünschen, weil sie mit allen Kindern und der kompletten Wohnzimmereinrichtung, nebst Auto und 40.000-Euro-Küche das Heil bei ihrem Fitness-Trainer suchte, soll ich noch DANKBAR sein, dass ich lernen durfte, was mit MIR nicht stimmt.

Da wird auch die betrogene Ehefrau, die im PC des Göttergatten diverse Erotikaufnahmen mit der Sekretärin des selbigen findet, ihre Probleme haben, gell?

Ja, so ein Guru, der hat’s leicht. Er sitzt da oben auf dem Berg, da wo’s koa Sünd net gibt und knabbert seine Körner. Emotionen wie Zorn, Eifersucht, Neid und Selbstmitleid sind ihm fremd. „No woman no cry“, singt der Rastafari und zieht am Joint – auch eine Therapie…

Nun aber mal wieder ernst. Es ist schließlich ein ernstes Thema, für den, der leidet. Es mag stimmen, dass dieses Gesetz wahr ist, denn schließlich haben wir durch unsere freie Entscheidung Menschen bewusst in unser Leben gelassen. Wir tragen die volle Verantwortung. Niemand hat uns gezwungen Beziehungen, Freundschaften und Geschäftsverbindungen einzugehen mit X und Y. Wir hätten ja das universale Gesetz vom Anfang und Ende (siehe Artikel) nutzen können und erst einmal alles genaustens hinterfragen können. Dann hätten wir die Fehler in unserer Wahrnehmung erkannt und uns vielleicht mehr auf unsere Intuition verlassen, die sich zuvor schon mit einem „seltsamen Gefühl“ gemeldet hat, aber von unseren Begierden, Wünschen und Bedürfnissen geflissentlich übersehen wurde. Insofern ist dieses Gesetz schon in Ordnung.

Aber:
Was ist mit den Dingen, die ich NICHT selbst in mein Leben ziehe, die ich NICHT selbst entschieden habe, sondern die über mich kommen, wie ein Gewitter aus heiterem Himmel? Bleiben wir in Indien. Will mir jetzt jemand sagen, dass die massenvergewaltigten Frauen das in ihr Leben gezogen haben, um daran zu wachsen und daraus zu lernen? Es gibt einige Menschen, die mir jetzt das Argument entgegensetzen, dass ALLES was geschieht selbst gewollt und selbst geleitet ist, wenn auch nur ganz stark „unterbewusst“.

Dazu hörte ich bereits folgende Theorien:

1. Theorie „Die Seele des Menschen sucht sich bei der Wiedergeburt die Existenz aus, in der sie leben möchte und ihr ist das Leid dieses Lebens im voraus bewusst. Sie wählt dieses Leben genau aus DEN Gründen aus – nämlich um leiden zu können, um zu lernen.“

Wenn man davon ausgehen möchte, dass es Wiedergeburt gibt und die Seele die Art und den Zeitpunkt der Wiedergeburt selbst bestimmen darf, mag das sehr vernünftig klingen. Die Frage ist: Wo ist der Beweis? Ist das nicht eine schön zusammengebastelte Geschichte, ähnlich die aller anderen Religionen, die uns helfen soll die schwierigen und leidvollen Momente des Lebens zu ertragen?

Mit Sicherheit ja, aber andererseits: Wenn es dem Menschen hilft, es besser zu meistern – warum nicht? Ich möchte nur darum bitten bei Diskussionen fair zu bleiben und es zu nehmen wie es ist. Es ist eben nicht die Wahrheit, sondern lediglich eine Hilfestellung in Form einer Philosophie bzw. Religion. Es ist nicht DIE Wahrheit, sondern nur eine Stütze.

2. Theorie: „Alles Karma.“

Was ein Glück, dass es Karma gibt. Keiner weiß, was es ist, aber jeder labert drum herum oder mitten hindurch. Mit Karma lässt sich alles erklären und alles beweisen. Genauso sinnig wie das Sprüchlein: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen“, oder: „Die Wege des Herrn sind unergründlich.“
Wer hat hier „Bullshit!“ gerufen?

Mit Karma kann ich dann auch der tränen-überströmten Mutter erklären, dass ihr totgefahrenes Kind soviel positives Karma im letzten Leben angehäuft hat, dass es sehr früh gehen durfte und sie als Mutter, in den früheren Daseinsebenen soviel negatives Karma angehäuft hat, dass sie – genau, Sie ahnen es schon –  jetzt leiden muss, um ihr Karma auszugleichen und um zu lernen! Wenn Sie nun eine Faust in Ihrem Gesicht spüren, dann kommt die von der Mutter.

Karma – und ich ziehe mir bewusst den Zorn der selbsternannten Trommelschamanen und Heiler vom Rhein bis an die Wupper zu – ist nichts anderes als die esoterisch verklärte Variante des christlichen und deshalb nicht minder fragwürdigen Fegefeuers. „Bist du nicht brav, dann…“

Die einen drohen mit ewiger Verdammnis wegen Sünde, außerehelichem Dingsbums und bieten die Erlösung durch Zahlung der Kirchensteuer und die anderen drohen mit 1000 Wiedergeburten als Wurm, Opfer oder Vollpfosten, wenn man nicht:

a) die Seele reinigt im Weihrauch
b) die Trommel schlägt und singt
c) feengleich um’s Feuer tänzelt

Grundsätzlich bin ich gerne Pragmatiker und sage: Wenn es hilft, dann ist es gut, aber bitte vergessen Sie nie, dass viele angebliche Heilungen eben nur Plazeboheilungen sind.

Warum nehmen wir nicht einfach hin, dass Kummer und Leid ein Bestandteil des Lebens ist wie Liebe und Glück?
Wir akzeptieren doch auch warm und kalt, hell und dunkel, laut und leise, Tag und Nacht und vieles mehr. Auch Gut und Böse sind Bestandteile der menschlichen Natur und wir sollten sie anerkennen und sie nicht leugnen und verdrängen. Was wir aus unserem Fokus nehmen, kann unbewusst wachsen und stärker werden. Wir müssen die negativen Aspekte unseres Wesens anerkennen, wahrnehmen und respektieren um sie auflösen zu können. Also sollten wir auch das Leid als Aspekt des Daseins anerkennen.

Kein Mensch hat behauptet, dass es leicht wird. Siehe hierzu auch facebooks Lieblingszitat: „Das Leben ist kein Ponyhof.“ – WOW, da wird jeder Guru blass vor Neid, bei soviel Selbstreflexion. Aber es ist eben etwas Wahres dran.

Die verbissene Suche nach einem Schuldigen oder einem Grund treibt oft seltsame Blüten. Der „Erklär-Bär“ ist unterwegs und möchte uns unbedingt erläutern warum die Welt so tickt, wie wir es oft nicht mögen.

Alle diese Theorien von Gott, Karma und Reinkarnationen dienen nur dazu dem Menschen eine Geschichte zu erzählen, die ihn glauben lassen soll, dass die Welt gerecht ist. Nach dem Motto: Früher oder später zahlen sie alle. Entweder in der Hölle oder bei der nächsten Wiedergeburt. Was, wenn das alles Humbug ist? Was, wenn die Welt nicht gerecht ist, sondern lediglich um Ausgleich BEMÜHT ist? Wie im Arbeitszeugnis: Er war stets bemüht… hat es aber nie hingekriegt 😉

Das Universum und alle Planeten und alles was darin existiert, sind sich selbst regulierende Systeme. Alle Systeme, ob Planetenanumlaufbahnen mit ihren Gravitationen, Wetter, Pflanzenwelt, Wasserhaushalt oder Tierwelt, sind nur um Ausgleich bemüht. Es geht immer nur darum ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Hitze und Kälte, Sonne und Regen, fressen und gefressen werden, aussterben und zu neuer Art mutieren.

Logisch, dass der Mensch sich am ausgleichenden Beispiel der Natur auch sein religiöses System aufgebaut hat, das da lautet: „Die Welt ist gerecht. Wenn ich jetzt viel Gutes tue, dann wird mir auch später viel Gutes widerfahren und wer jetzt Böses tut, wird irgendwann dafür zahlen. Wenn nicht gleich, dann im nächsten Leben.“

Wir lieben diesen Gedanken, weil er gerecht ist. Er dämpft unser Gefühl der Ohnmacht, wenn wir von den Medien wieder einmal zugeschüttet werden mit Hiobsbotschaften von verseuchtem Wasser durch Fracking und Keimen im Kartoffelsalat. Einer MUSS bezahlen – aber Superman ist gerade mal wieder in Urlaub – den Urlaub, den ich mir nicht leisten kann. Böse Welt!

Der Philosoph René Descartes sagte: „Ich denke, also bin ich.“

Vielleicht ist das nur die halbe Wahrheit? Ergänzen wir es: „Ich leide, also bin ich.“ Was passiert dann?

Bitte werfen Sie mir nicht vor, ich würde das Leid begrüßen und empfehlen, man möge sich darin suhlen und es auskosten als Beweis der Leidensfähigkeit und der Existenz. Ich meine damit lediglich, dass man den Versuch starten könnte, das Leid zu umarmen, es anzunehmen als Teil des Lebens, um es in Liebe und Dankbarkeit aufzulösen.

Die praktische Übung dazu, zeige ich Ihnen beim nächsten Mal. Es soll ja auch ein wenig spannend sein.

Thomas Pfitzer

 

Text von und herzlichen Dank an:

Thomas Pfitzer
Praxis für Leistungscoaching und Mentaltraining
Uhlandstr. 8
67069 Ludwigshafen
www.gapra.de

Photo (oben): Cornelia Kopp