Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Text von: Christina Fischer

Ich bin – wie vermutlich viele andere auch – mit einer bestimmten Silvester-Tradition aufgewachsen. Am Nachmittag versammelte sich die ganze Familie vor dem Fernseher, um „Dinner for One“ zu schauen. Bis heute kann ich mich köstlich darüber amüsieren, wie Butler James immer wieder über den Kopf eines Tigerfells stolpert, das genau auf seinem Weg zwischen der Anrichte und dem Tisch liegt. Man muss dem alten Butler zwar anrechnen, dass er am Ende ziemlich betrunken ist. Aber trotzdem, mal ehrlich: Warum kriegt er es nicht gebacken, diesem Tigerschädel auszuweichen – wenigstens beim dritten Mal?

Wenn ich auf mein Leben schaue, fallen mir auch einige Stolpersteine ein, über die ich wieder und wieder gefallen bin: unzählige Tequila-Kater, verkappte Traumprinzen, die letztlich doch nur Mistkröten waren. „Freundinnen“, denen ich mein Herz ausschüttete und die letztendlich drauf herumtraten.

Warum werde ich in meinem Leben eigentlich immer wieder mit demselben Mist konfrontiert?

Deswegen setzt uns das Leben immer wieder die gleichen Probleme vor die Nase

Eigentlich mögen wir ja Wiederholungen, Traditionen und Rituale. Man kann sich auf sie verlassen, sie geben uns Halt, hüllen uns in Geborgenheit. Jedes Jahr im Dezember ist Weihnachten, an unserem Geburtstag gibt es Geschenke, nach sieben Tagen kommt der nächste Freitag.

Zum Problem wird es nur, wenn unser Leben zu stark in Routinen abläuft oder anders ausgedrückt: wenn der Autopilot dauerhaft am Steuer sitzt … und in die falsche Richtung fährt. Zwar navigiert uns der Autopilot sicher durch unseren Alltag, doch er fährt immer nur auf der Straße, die er bereits kennt. Und die ist oft genug gepflastert mit Problemen, schlechten Angewohnheiten und einer bunten Auswahl negativer Gedankenspiralen.

Die Lösung scheint ganz naheliegend: Den Autopiloten ausschalten. Doch das ist gar nicht so einfach. Dass wir das Steuer aus der Hand gegeben haben, ist uns schließlich oft gar nicht bewusst. Dann laufen – bzw. fahren – wir den immer selben Zielen hinterher, die uns doch nicht glücklicher machen werden. Und die alten uns nur zu gut bekannten Probleme tauchen dann wieder und wieder am Fenster auf.

Darum geben wir die Kontrolle ab

Dass wir uns vom Autopiloten durch unser Leben kutschieren lassen, entscheiden wir selten bewusst. Und unter der Haube spielen sich oft noch weitere Dinge ab, die uns vom beherzten Griff ans Steuer abhalten. Zum Beispiel:

1. Wir hängen an unserer vermeintlichen Identität

Irgendwann im Laufe unseres Erwachsenwerdens formen wir uns in der Regel eine Identität, ein Selbstbild. Wir glauben, dieses Selbstbild sei das, was uns nun mal ausmacht und wir hängen daran. Denn selten hinterfragen wir unser Selbstbild in allen Einzelheiten, stellen jede unserer vermeintlichen Eigenschaften auf den Prüfstand. Wir schleppen etwa negative Glaubenssätze mit uns herum, die wir vielleicht schon in frühester Kindheit ungefragt übernommen haben und glauben wir wären „nun mal so“. Und das stimmt auch – zumindest, solange wir nichts verändern.

2. Wir wollen uns schützen

„Gebranntes Kind scheut das Feuer“ heißt es und fast jeder von uns hat sich einmal die Finger an etwas verbrannt. Oft glauben wir unterbewusst, uns vor solchen Erfahrungen schützen zu können, wenn wir uns auf nichts mehr einlassen. Lieber keine Liebe, als verletzt werden. Lieber keine Beförderung, bevor wir uns noch blamieren. Lieber keine Freundschaft, bevor unser Vertrauen missbraucht wird. Lieber misstrauisch bleiben, statt enttäuscht zu werden. Diese vermeintliche Sicherheit beraubt uns jedoch gleichzeitig der Chance auf eine positive Erfahrung.

3. Neue Wege machen uns Angst

Ganz tief in uns drin wissen wir meist, wohin wir im Leben wollen. Da ist eine leise Stimme, die uns ins Ohr flüstert oder ein „Bauchgefühl“. Wir wollen nur manchmal nicht hinhören. Weil das unbequem ist, weil wir Gegenwind von anderen befürchten oder weil wir uns nicht zutrauen, dass wir es schaffen können. Unbewusst sind uns dann die alten, aber immerhin vertrauten Probleme, manchmal lieber.

Der Weg zu dem, was uns glücklich macht, ist selten ganz leicht, denn er führt meistens direkt aus unserer Komfortzone heraus. Dass stresst uns und macht Angst. Die Natur hat es aber so eingerichtet, dass wir in einer stressigen Situation Energie frei setzen. Unser Puls erhöht sich, der Blick schärft sich, unser Kopf fokussiert sich – im besten Fall auf das Ziel, das wir uns selbst ausgesucht haben. Das fordert Kraft und oft müssen wir über mehr als nur unseren eigenen Schatten springen. Aber nur so erkennen wir auch, wozu wir wirklich fähig sind.

„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“

Mehr Infos

Mit dem Steuer in der Hand weg von den wiederkehrenden Problemen

Mit einem Knopfdruck ist der Autopilot nicht auszuschalten. Doch möglich ist es zum Glück immer.

 1. Das Ziel wählen

Wer die Richtung ändern will, der muss sich zuerst darüber klar werden, wo es hingehen soll. Oft schlummert die Antwort bereits in uns. Unsere tiefsten Wünsche zeigen sich manchmal nur in einem komischen Bauchgefühl, einer „Spinnerei“, einem Tagtraum und wir tun diese Signale als belanglos ab. Dafür haben wir ja auch oft „gute Gründe“ (zu teuer, zu schwer, zu …). Wenn wir unserem Leben eine neue Richtung geben wollen, weg von den immer selben Problemen, können aber gerade diese „beiläufigen“ Gedanken und Gefühle wertvolle Hinweise sein. Wir sollten sie daher nicht nur wahr- sondern auch ernst nehmen.

2. Meter für Meter

Der Anfang ist es, der uns am meisten Angst macht. Der ganze Weg liegt vor uns, wir sorgen uns, ob unsere Kräfte reichen werden und um mögliche Hindernisse. Ist der erste Meter geschafft, wird es meistens schon leichter. Der Straßenkehrer Beppo sagt zu seiner Freundin Momo im gleichnamigen Buch:

„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken. Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; dann macht man seine Sache gut. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“

So können wir es auch machen. Wenn wir die ganze Straße in kleine Schritte zerlegen, brauchen wir immer nur an den nächsten zu denken. Wenn Du die Richtung ändern willst, hilft es vielleicht, Dich zunächst nur zu fragen: „Wie könnte mein erster Schritt aussehen?“

3. Lass’ die Angst im Straßengraben zurück

Angst ist häufig nur eine (ziemlich fiese) Illusion, die uns von dem abhält, was wir wirklich wollen. Ein Auszug aus einem Text der Poetry-Slammerin Julia Engelmann, hilft mir oft dabei, klar zu sehen, wenn mir die Angst den Blick verstellt: „Unsere Tage gehen vorbei – das wird sowieso passieren. Und bis dahin sind wir frei. Und es gibt nichts zu verlieren.“ Letztendlich haben wir, fürs Erste, nur dieses eine Leben. Wir können versuchen, es nach unseren Wünschen zu leben … oder nicht.

Stolpersteine werden uns auf jedem Weg begegnen. Entweder sind es immer wieder dieselben oder welche, die wir vielleicht noch nicht kennen. Das Wichtigste ist wohl, dass wir nach dem Stolpern hinsehen, uns aufrichten und daraus lernen. Und dann merken wir vielleicht auch, dass es kein Tiger war, der uns zu Fall gebracht hat, sondern nur ein ausgestopfter Bettvorleger.

Mehr unter Karma: Die ursprüngliche Version (nicht die Mainstream-Version) und unter Wer sich auf das Problem konzentriert, macht es größer.

Photo: Annoyed / Shutterstock