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Konstanze Quirmbach ist Gestalttherapeutin und Autorin, sie veröffentlicht in ihrem eigenen Verlag, dem „impuls – Verlag für Persönlichkeitsentwicklung“. Seit 2003 lebt sie mit ihrem Mann überwiegend an der Ostküste Kanadas an einem See in den Wäldern.

Hallo Frau Quirmbach, herzlich willkommen bei myMONK und vielen Dank für Ihre Bereitschaft zum Interview. Möchten Sie sich zunächst kurz vorstellen?

Oh, das fällt mir wirklich schwer, eine Auswahl zu treffen. Ich bin fast 60 Jahre alt und habe so viele Dinge gemacht, erlebt, verwirklicht und nicht verwirklicht – doch alles hat mich irgendwie geprägt. Was ist wichtig? Was möchten Sie denn wissen?

Ich lasse mich lieber auf Ihre Fragen ein, dann entsteht, glaube ich, ein ganz guter Eindruck dessen, was mich und mein Wirken charakterisiert. Ich hoffe, das ist in Ordnung für Sie.

Das Leben in Kanada ist einer Ihrer – inzwischen wahr gewordenen – Lebensträume. Was fasziniert Sie so daran?

Es umgekehrt zu sehen, entspricht noch mehr dem tatsächlichen Verlauf dieser für mich fast unglaublichen Geschichte: Das Leben in Kanada ist inzwischen zu meinem gelebten Traum geworden, den ich nie mehr aufgeben möchte. Da gab es keine Planung vorher. Hineingestolpert bin ich, Ort und Haus haben mich gefunden, und erst im Nachhinein habe ich bemerkt, wie mich dieser Ort fasziniert. Mein Mann und ich haben aus einem Sabbatjahr ein Lebenskonzept gemacht.

Das Leben hier in Nova Scotia ist viel langsamer und einfacher, fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Hinzu kommt die Abgeschiedenheit unseres Hauses, wo es keine Nachbarn gibt, keinen Lärm, keine Bewegung außer der des Windes. Und gerade das hat sehr viel Bewegung in mir verursacht und mich nicht mehr losgelassen. . Es war eine überwältigende Erfahrung. Das Haus liegt an einem See, so groß, dass ich sein Ende nicht sehen kann, und der mich zu sehr vielen, wunderbar geheimnisvollen Rendevous eingeladen hat. Und jedes Mal verliebe ich mich neu in ihn …

Was waren die größten Hindernisse für Sie, den Lebenstraum Kanada zu verwirklichen – und wie haben Sie es geschafft, diese Herausforderungen zu meistern?

Da der Wunsch, an diesem Ort in Kanada zu bleiben, alles andere in den Schatten stellte, empfand ich nichts wirklich als Hindernis. Von meiner Arbeitsstelle konnte ich ohne Probleme weiter beurlaubt werden, das war das Wichtigste. Dann habe ich begonnen, mir eine Online-Präsenz als Beraterin aufzubauen. Alles hat sich einfach zusammengefügt, wie es für mich sein sollte.

Was empfehlen Sie Menschen, die schon viele Jahre einen bestimmten Traum haben, sich aber noch nicht getraut haben, ihn zu leben?

Intuitiv wissen wir: Wenn ein Traum in die Tat umgesetzt wird, dann ist er verloren. Er wird zur Realität, entwickelt seine Eigendynamik und lässt sich nicht mehr so kontrollieren wie ein Traum. Das schafft große Unsicherheit. Die Frage ist deshalb berechtigt, welche guten Gründe diese Person hat, sich nicht zu trauen, den Traum zu leben, sondern sich dafür entscheidet, die Sehnsucht danach zu bewahren. Das kann ja durchaus Sinn machen.

Wer sicher ist, seinen Traum wirklich leben zu wollen, sich aber nur nicht traut, sollte die Hinderungsgründe ausfindig machen und sich beim Ausräumen der Hindernisse Unterstützung holen. Wenn Angst den Handlungsspielraum begrenzt, dann ist das nicht akzeptabel. Sie lässt sich schließlich bekämpfen und ausräumen, wir sollten uns nicht von ihr bestimmen lassen.

Wie schaut ein typischer, kanadischer Tag bei Ihnen aus?

Typisch kanadisch? Oder ein typischer Arbeitstag? Typisch kanadisch ist es, dass ich den Strand vor der Tür habe und dort mit meinem Hund am Meer sitzen, toben oder spazieren gehen kann. Typisch kanadisch ist auch die Ruhe hier: kein Autolärm, nur das Rauschen des Windes oder des Meeres, der typische Geruch nach Salzwasser. Das genieße ich und es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Kraft, hier arbeiten zu können.

Mein Arbeitstag beginnt dann nach meinen Morgenritualen mit Affirmationen und Yoga mit einer Tasse starkem Kaffee am Laptop und geht dann so weiter, wie viele „deutsche“ Arbeitstage sicher auch.

Was macht eine Gestalttherapeutin?

Danke für diese Frage.

Die Gestalt verwirklicht sich im Grunde durch eine innere Haltung. Ich gebe die Konzepte und Lebensregeln weiter, aus denen sich diese Haltung speist. Das ist keine einmalige Sache, sondern ein intensiver und längerer Prozess. Der Dialog und der gute Kontakt zwischen TherapeutIn und KlientIn ist das wichtigste Arbeitsmittel. Dieser Kontakt ist stets von Akzeptanz und Würdigung der Person getragen.

In der Gestalttherapie betrachten wir persönliche Schwierigkeiten nicht als „Problemverhalten“ oder „Krankheit“. Wir versuchen deshalb auch nicht, jemanden zu heilen. Für uns gibt es Menschen, die im Kontakt mit sich und der Welt individuelle Wege entwickeln müssen, um klar zu kommen und glücklichere Menschen sein zu können. Dabei nutzen sie ihre Selbstheilungsprozesse. Im Hier und Jetzt entwerfen wir Modelle möglichen Handelns, erproben dies in experimentellen Übungen und erweitern in der Gegenwart den Spielraum für zukünftige Wahlmöglichkeiten. Durch Bewusstheit entstehen Lösungen.

In der Psychotherapie ist es ein Ziel, unangepasste Menschen in der Gesellschaft lebensfähiger zu machen. Die Gestalttherapie unterstützt Menschen darin, ihre eigene Lebensfähigkeit zu entdecken, und statt Anpassung steht individuelle Entwicklung im Vordergrund. Es geht um das Wachstum der eigenen Persönlichkeit, wir möchten Menschen sehen, die sich nicht anpassen müssen, sondern so glücklich werden dürfen, wie sie sind.

Wo sehen Sie die Möglichkeiten – aber auch die Grenzen – von Coaching bzw. Lebensberatung übers Internet?

Die ganz große Chance von Online-Beratung liegt in dem erweiterten Kreis von Menschen, die erreicht werden. Es braucht keine großen Verabredungen, keine Wartezeiten, keine Bindung an Termine – wer Fragen hat, kann unverbindlich und jederzeit von jedem beliebigen Computer aus einfach schreiben. Über das Internet hat jeder potenziell Zugang zu Beratung und Coaching.

Ein weiterer Vorteil ist die Intimität dieser Form von Beratung. Nur der Klient selbst weiß davon, nichts wird nach außen sichtbar, er kommt nicht in Erklärungsnot, weil er vielleicht ein paar Stunden weg ist.

Als weiteren Vorteil betrachte ich die Wahl zwischen telefonischer oder schriftlicher Beratung, und über Skype ist sogar eine face-to-face Beratung heute Standard.

Die Grenze ist erreicht, wenn es um menschliche Chemie geht, um Ausstrahlung, um eine ausgestreckte Hand, die – vorsichtig auf den Rücken des Klienten gelegt – noch anders stützen kann, als nur durch Worte beteuertes Verständnis. Von den Klienten wird ein hohes Maß an Selbstständigkeit verlangt. Das beginnt schon mit der Fähigkeit, sein Anliegen verständlich zu formulieren und hört dann damit auf, dass man nach den 60 Minuten oder dem Lesen der Email den begonnenen Prozess selbst weiterführen muss.

Ein besonderer Vorteil der Email-Beratung ist die Nachlesbarkeit. Unterstützende Worte tun immer wieder gut, der Klient kann den gesamten Beratungsprozess in Schriftform aufheben und immer wieder darin lesen.

Ihren Websites entnehme ich, dass Sie viel mit Affirmationen arbeiten. Sie haben sogar ein Buch darüber geschrieben. – Funktionieren Affirmationen wirklich, und in welchen Fällen helfen sie besonders gut?

Affirmationen werden unterschiedlich angeboten. Im Esoterikbereich verbindet man Wünschen damit. Die Wünsche sollen sich durch die Kraft des Universums und durch das Gesetz der Resonanz verwirklichen.

Mein Verständnis von Affirmationen kommt aus der Autosuggestion, so wie Émile Coué diese vor ca. 150 Jahren zur Unterstützung von Heilungsprozessen angewendet hat und beruht auf der einfachen Kraft unserer Gedanken.

Gedanken habe eine Wirkung! Es muss, glaube ich, nicht bewiesen werden, dass das funktioniert, denn es ist eine allgemeine Lebenserfahrung. Wenn Sie sich x-Mal am Tag sagen: Ich bin nichts wert – dann fühlen Sie diese Wertlosigkeit, ganz egal wie wertvoll das ist, was Sie vollbringen. Und umgekehrt funktioniert es genauso mit unterstützenden Gedanken. Diese müssen allerdings immer im Glaubensbereich Ihres Unterbewusstseins liegen, denn sonst kämpfen Sie gegen Windmühlenflügel.

Die Frage, in welchen Fällen Affirmationen besonders gut helfen, finde ich schwer zu beantworten. Es gibt so viele Situationen, in denen sie hilfreich sind, z.B. zur Unterstützung des eigenen positiven Selbstbildes, zur Entwicklung größeren  Selbstvertrauens, zur Überprüfung eigener Glaubenssätze, als Mutmacher für Pläne und Vorhaben, um nur ein paar Bereiche zu nennen. Das funktioniert sehr gut, wenn die Affirmationen in einen Prozess der Selbstreflexion und Selbstbeobachtung eingebunden sind und immer der Tagesform angepasst werden. Wer Affirmationen benutzt, steht ständig in einem Dialog mit sich selbst. Die Wirkung der Affirmation geschieht nicht nur über Worte und über den Kopf, sondern die Überzeugung wird auch gefühlt und körperlich gespiegelt. Dann ist es richtig.

Welche Affirmationen helfen für mehr innere Ruhe, und was gilt es beim Aufsagen zu beachten?

Mit der Affirmationsreihe „Ich bin da.“ habe ich 70 Affirmationen für mehr innere Ruhe formuliert.  Sie tragen zur Ent-stressung bei und berühren verschiedene Bereiche der Persönlichkeit. Alle Affirmationen dieser Reihe zielen darauf, mehr Gelassenheit zu gewinnen und damit ruhiger und zufriedener zu werden.

Die Affirmationen habe ich mit Bildern verbunden, die ergänzende Wirkung haben. Man kann sie als Karte in die Hosentasche stecken, was eine Erinnerungsfunktion hat und häufiges denken „seiner“ Affirmation unterstützt.

Darf ich an dieser Stelle noch erwähnen, wo man sich die Karten und das Buch näher ansehen kann? Auf der Verlagswebsite finden Sie nähere Beschreibungen und auch Bestellmöglichkeiten: www.impulsverlag.com.

Wie ich bereits sagte, können diese Affirmationen nur Vorschläge sein. Jeder muss individuell nachspüren, was für sie oder ihn am besten passt und was optimale Wirkung entfaltet. Auf diese ganz persönliche Stimmigkeit ist beim Sprechen oder Denken der Affirmation  besonders zu achten. Solange Widerstände und Barrieren zu spüren sind, stimmt der Satz noch nicht. Dem muss Rechnung getragen werden! Es macht keinen Sinn, sich etwas einzureden, das nicht zu einem passt.

Können Affirmationen uns auch behilflich sein, uns selbst und unseren eigenen Weg zu finden – oder führen sie nicht genau zum Gegenteil, da wir uns damit sprichwörtlich etwas einreden können, was eigentlich ganz anders ist?

Wie ich gerade sagte: Es macht keinen Sinn, sich etwas einzureden, das nicht zu einem passt. Deshalb ist der Umgang mit Affirmationen gleichzeitig auch immer ein Prozess der Selbsterforschung. Darin liegt gerade die Chance, den eigenen Weg zu erkennen und ihn von Fassaden und Fremdbeeinflussung zu unterscheiden. Sie entdecken Ihren eigenen Weg, weil Sie es bemerken, wenn Sie sich etwas einreden wollen, das nicht zu Ihnen passt.

Was es dazu braucht, ist Mut. Nämlich den Mut, ehrlich mit sich selbst zu sein. Unangepasste, ungeliebte, unerwartete Gefühle zuzugeben, ist nicht einfach. Nicht mit den Wölfen zu heulen, sondern leise zu leben, braucht vielleicht mehr Kraft, als es zunächst scheinen mag.  Und doch liegt der Gewinn gerade darin: Wenn wir uns durch Affirmationen selbst näher kommen, können wir erkennen, wann und wo es Zeit ist, auf den eigenen Weg zurückzukehren.

Folgerichtig heißt der Slogan meiner Website www.affirmationen.info: Affirmationen machen stark. Aus eigener Kraft.

Wie können Interessierte Sie am besten kontaktieren?

Am besten bin ich per Email zu erreichen. Interessierte möchten sich vielleicht zuerst mein Angebot im Internet ansehen, denn viele Informationen habe ich dort bereits zugänglich gemacht (www.konstanze-quirmbach.de). Für alle Fragen zu Persönlichkeitsentwicklung und Affirmationen, für Beratung und Dialog stehe ich gerne zur Verfügung. Schreiben Sie mir einfach!

Meine Mail-Adresse ist: koquirmbach@konstanze-quirmbach.de.

Herzlichen Dank für das Interview!