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Ohne Liebe und die Suche nach ihr würden wir nicht nur wie Computer leben, wie’s leider immer mehr von uns zu tun scheinen (oder sich zumindest so fühlen) – ohne Liebe wären wir Computer.

In Worte kann man sie nie ganz fassen. Aber was soll’s. Heute mal ein Text von mir zu diesem Thema.

Die Theorie vom Triangle der Liebe

Vom amerikanischen Psychologen Robert Sternberg stammt die Theorie vom Triangel der Liebe. Alle  zwischenmenschlichen Beziehungen sind ihr zufolge von der Anwesenheit oder Abwesenheit dreier Komponenten von Liebe gekennzeichnet:

  1. Intimität: das Gefühl, zusammen zu gehören, sich nah zu sein, verbunden (“Du bist immer bei mir, auch wenn Du gerade weit weg bist. Aber hoffentlich bist Du nicht weit weg.”)
  2. Leidenschaft: verliebt sein und sich sexuell angezogen fühlen (“Ich will Dich anschauen, einatmen, aufessen, mit Dir vögeln, tage- und nächtelang.”)
  3. Verpflichtung / Entscheidung: kurzfristig der Entschluss, beieinander zu bleiben und langfristig der Entschluss, gemeinsame Pläne zu machen (“Ich will mein Leben mit Dir verbringen und irgendwann meine dritten und vierten Zähne und di eWindeln teilen.”)

Wir erfahren umso mehr Liebe, je stärker diese drei Dinge in Summe ausgeprägt sind. Eine Beziehung ist stabiler, je mehr dieser Elemente sie abdeckt, wobei manches über die Zeit schwächer und anderes stärker werden kann.

Je nachdem, welche dieser Elemente da sind oder fehlen, können wir acht Formen von Beziehungen unterscheiden.

1. Nichtliebe (keine Intimität, keine Leidenschaft, keine Verpflichtung)

Die Leere gähnt, nichts zu geben, nichts zu erwarten.

So sind die meisten unserer alltäglichen, oberflächlichen Interaktionen. Ist ja auch okay – solange man nicht so tut, als sei es (noch immer) eine wichtige Beziehung, die in Wahrheit nur noch von ein paar gammelnden Fetzen aus der Vergangenheit zusammengehalten wird.

2. Freundschaftliche Beziehung (Intimität, keine Leidenschaft, keine Verpflichtung)

Wärme dem Anderen gegenüber. Ihm vertrauen. Ihm zeigen, wie man wirklich ist und wie’s einem wirklich geht. Nachts um drei bei ihm vor der Tür stehen, mit Tränen in den Augen und einer Fahne im Mund. Oder aufmachen und ihn reinlassen, wenn er vor der Tür steht.

Aber weder der Wunsch das Bett zu teilen, noch das ganze Leben.

(Wir sind auch echten Freunden gegenüber verpflichtet, finde ich – nur eben anders als von Sternberg gemeint.)

3. Verknallte Beziehung (Leidenschaft, keine Intimität, keine Verpflichtung)

Herzen pochen, Speichel, Pheromone, Botenstoffe und anderes Zeug fließt. Gaga sein. Aufgeregt. Nicht mehr schlafen können, nicht mehr schlafen wollen. Eine Sturm, ein Wirbelwind der Leidenschaft, wie es in den preisreduzierten Frauenromanen heißt, die ich immer auf dem Klo lese, wenn’s mal länger dauert.

Dieser Form der Beziehung fehlt es an Substanz. Vielleicht kommt die aber noch, denn sehr viele feste Beziehungen starten ja so.

4. Leere Beziehung (Verpflichtung, keine Intimität, keine Leidenschaft)

Sich auseinanderleben oder auseinanderlieben.

Alles gestorben, bis auf den äußeren Rahmen, die Gewohnheiten. “Wir haben geheiratet, also ziehen wir’s die paar Jahrzehnte jetzt auch noch durch!” In der Falle sitzen, mehr oder weniger freiwillig. Der Andere: immer fremder und nerviger.

Vielleicht war da auch nie mehr, nur ein bisschen Hoffnung und Verzweiflung.

Angeblich geht diese Form der Beziehung manchmal in eine reichere Form über bei „arrangierten Ehen“, ach sagen wir’s doch wie’s ist: nach Zwangsehen. Ich kann mir das nicht vorstellen. Aber gut. Ist nicht mein Problem, sondern das meiner fünf gerade so volljährigen Frauen.

5. Romantische Beziehung (Intimität und Leidenschaft, keine Verpflichtung)

Voneinander angezogen sein, miteinander ausgezogen sein, einander nah sein, füreinander da sein.

Bloß ohne jedes Versprechen. Weil man sich etwas offen halten will. Weil man sich für “Friends with Benefits” halten möchte. Oder eigentlich ja mit jemand anderem verheiratet ist (siehe 4.).

Oder einfach, weil alles noch zu frisch ist und der große Schritt noch vor einem liegt. Denn was hier ist, kann über die Zeit echt groß werden.

6. Kameradschaftliche Beziehung (Intimität und Verpflichtung, keine Leidenschaft)

Passiert mit vielen guten Beziehungen, nachdem das “Feuer der Leidenschaft” (ja, ich saß gerade wieder auf dem Klo und hab ein bisschen geschmökert) erloschen ist. Die Partner bleiben tief verbundene Kameraden, haben aber entweder gar keine Lust mehr auf Sex oder träumen von Sex mit anderen. Anders als bei einer gewöhnlichen Freundschaft haben sie sich jedoch für ein Leben zu zweit entschieden.

Auch wenn es dieser Form vielleicht an etwas “fehlt” (falls die Leidenschaft vermisst wird), kann so eine Beziehung sehr befriedigend sein und glücklich durchs Leben tragen.

7. Illusorische Beziehung (Leidenschaft und Verpflichtung, keine Intimität)

Ich muss da an zwei Karnickel denken, die sich den ganzen Tag rammeln, aber in den kurzen Pausen dazwischen das Weite suchen.

Und an die Paare, die nichts gemeinsam haben, keine drei Sätze miteinander wechseln können, ohne einschlafen oder aufeinander einschlagen zu wollen.

Ein Gefühl von Liebe mag dabei auftreten, doch ist es mehr ein Wunsch, eine Fantasie. Man würde sich ja gern lieben … aber irgendwie geht es nicht. Amor hat was anderes vor. Diese Beziehungen sind auf Sand gebaut, wenn auch auf heißem.

8. Vollkommene Beziehung (Intimität, Leidenschaft und Verpflichtung)

Das Ideal, ohne das alles immerzu ideal laufen muss. Das wonach wir alle suchen, schätze ich. Mehr Tiefe als das tiefste Meer. Auch noch nach 20 Jahren guten Sex. Ein Leben ohne den anderen: unvorstellbar.

Diese Form der Beziehung ist nicht leicht zu finden und noch weniger leicht zu behalten. Dafür brauchen wir Achtsamkeit, regelmäßigen Ausdruck der Liebe und Wertschätzung, den Willen zu unbequemen Gesprächen (“ich liebe Dich, aber zurzeit fehlt mir …”) und Verzeihen.

Ist also sowohl Geschenk wie Arbeit. Und sie hat auch deshalb einen Preis, weil wir eine Form der Freiheit für sie aufgeben. Etwas, was uns heute schwer zu fallen scheint, wo wir doch angeblich alles auf einmal haben können und auf alles ein Recht haben.

“Liebe ist ein Käfig mit Gitterstäben aus Glück”, sagte Claudia Cardinale. Dafür geb ich gern ein Stück Fummelfreiheit auf.

 

P.S.: Siehe auch 15 Gedanken zur Liebe und Selbstliebe

 

Photo: Magdalena Roeseler