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Das Gehirn ist ein Werkzeug: es löst Probleme in unserem Willen. Doch es schafft auch welche. Indem es Spiele mit uns spielt, die uns das Genick brechen können. Als würde ein Rumpelstilzchen zwischen unseren Schädelknochen tanzen, auf dem Sehnerv und den Lust- und Schmerzzentren trampeln und damit Gedanken und Entscheidungen auslösen, die wir dann auch noch für wohlüberlegt und wahrhaftig halten.

Von mir aus lasse ich mir von der Welt den Hals brechen, aber doch nicht von meinem eigenen Gehirn. Von mir aus stürze ich hinunter, wenn ich einen Berg erklimmen will, dann ist es eben so und ich hab’s zumindest versucht. Aber am Fuß des Berges schon zu kriechen und mich nur aufgrund einer Selbstsabotage nie an die Felswand heranzutrauen… das mache ich nicht mehr mit.

Rumpelstilzchen, ich mag Dich nicht. Deswegen werde ich Dich jetzt bloßstellen und all’ Deine fiesen Strategien verraten. Das Feuer ist eröffnet – und ich meine nicht das, um das Du so lächerlich hüpfst.

Wenn wir die Spiele erkennen, die das Gehirn mit uns spielt, ist der erste Schritt zu mehr Glück und Selbstverwirklichung getan.

Bist Du bereit, lieber Leser, dem Gnom in den Arsch zu treten? Dann lass uns mal kräftig Anlauf nehmen.

#1 „Das bin nicht ich.“

Und du siehst mit jedem Stück weit, das du kommst,
verschiebt sich auch dein Horizont.
– Max Herre

Wenn wir wachsen, sind wir immer ein Stück weit nicht wir selbst. Man kann nicht gleichzeitig einen Meter und anderthalb Meter groß sein. Der anderthalbe Meter fühlt sich zu Beginn immer etwas fremd an.

Das heißt nicht, dass wir klein bleiben sollten. Alles, was es heißt ist, dass Rumpelstilzchen uns klein halten will. Es will uns glauben lassen, dass es falsch wäre, sich weiter zu entwickeln.

Ein schüchterner Freund von mir sagte vor etwa zehn Jahren mal, er würde nie zu einem Seminar zum Thema Flirten / Frauen kennen lernen gehen (von diesen Seminaren kann man halten, was man will). Stattdessen bliebe er lieber allein, als dass eine Frau ihn zwar will, als nicht so, wie er jetzt ist. Das Ding ist aber: er hätte damit nur Werkzeuge gegen seine Unsicherheit kennen gelernt, er wäre noch immer er selbst gewesen, nur eben in einer gewachsenen Version. Der Freund hatte zwischenzeitlich mal kurz eine Beziehung mit einer verheirateten Frau mit zwei Kindern, den Rest der Zeit blieb er allein.

Der Gedanke „Das bin nicht ich“ ließ ihn allein bleiben. Mit kurzer Unterbrechung ein ganzes Jahrzehnt lang.

#2 „Ich kann das nicht.“ // „Ich habe doch viel zu wenig Erfahrung dafür.“

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann eine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.
– Kurt Tucholsky

Wer kennt ihn nicht? Den Klassiker unter den Selbstzweifeln – „ich kann das nicht“. So einfach, und doch so mächtig.

Aus Angst vorm Scheitern scheitern wir lieber von vornherein. Wir überlassen die Bühne lieber Leuten, die schon drauf sind, egal wie schlecht sie ihren Job dort machen. Dabei wissen wir gar nicht, wie viel Applaus uns erwarten würde. Vielleicht erst nach Jahren der Übung, aber ganz gewiss mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, als wären wir in der hintersten Zuschauerreihe sitzen geblieben.

#3 „Wenn es mir bisher nicht gelungen ist, wird es das auch niemals.“

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.
– Albert Einstein

Artverwandt mit #2. Tritt aber erst nach den ersten Versuchen auf, statt schon im Vorfeld.

Rumpelstilzchen denkt, er müsse uns nur die fehlgeschlagenen Versuche vor Augen halten, und schon würden wir kuschen.

Wie viele Versuche hatte Edison unternommen, bis die von ihm erfundene Glühbirne endlich funktionierte? 10.000?

Bei wie vielen Filmemachern ist Sylvester Stallone mit seinem Drehbuch zu „Rocky“ abgeblitzt, bevor er damit zum Weltstar wurde?

Und wie lange hat Buddha unter dem Baum sitzen müssen bis zu seiner Erleuchtung?

Edison, Stallone und Buddha hätten auch auf den Gedanken hören können „Wenn’s bisher nicht geklappt hat, dann wird das nie was“. Haben sie aber nicht. Das hat den Unterschied gemacht.

#4 „Hätte ich damals nur …“

Die schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gut zu machen.
– Jean Paul

Wir neigen dazu, uns für begangene Fehler lange … oder sogar für immer … zu bestrafen. Studium abgebrochen? Beziehung versaut? Eine Chance nicht wahrgenommen?

Das alles ist doch schon schlimm genug. Die Reue aber, sie macht aus etwas Schlimmen einen dauerhaften Begleiter. Rumpelstilzchen rennt mit dem Satz „Hätte ich damals nur“ hinter uns her und grinst sich einen ab. Während wir unsere Kraft dafür verschwenden, die Vergangenheit nicht zu akzeptieren.

#5 „Erfolg haben nur die Glücklichen. Und ich gehöre nicht dazu.“

Wenn du einmal Erfolg hast, kann es Zufall sein. Wenn du zweimal Erfolg hast, kann es Glück sein. Wenn du dreimal Erfolg hast, so ist es Fleiß und Tüchtigkeit.
– Aus Frankreich

Der ist auch gut. Mag sein, dass es Menschen gibt, denen bei gleichem Einsatz mehr Dinge gelingen als andere. Aber wem hilft es, sich selbst jedweden Erfolg zu verbieten, seines eigenen Unglückes Schmied zu sein?

Wenn Du etwas tust, das Du liebst und das Dir liegt, und Du dafür kämpfst, sind die Aussichten auf Erfolg immer gut.

#6 „Ich entscheide mich, wenn ich mir hundertprozentig sicher bin.“

An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.
– Charlie Chaplin

Weder stehen die Wegweiser an den Scheidewegen des Lebens, noch tauchen sie irgendwann auf, wenn Du nur lange genug darauf wartest.

Rumpelstilzchen im Kopf verkauft uns das Zögern als Vernunft und Weisheit. Aber wie vernünftig und weise ist es denn, auf etwas zu warten, das nie kommt?

#7 „Sicher ist sicher.“

Er hat die Ärmel hochgekrempelt
bis er ohne Hemd dastand.
Und nach zwanzig Jahren stempeln
gibt’s den Stempel auf dem Amt.
– Max Herre

Unsicher ist das neue Sicher. Naja, so neu nun auch wieder nicht.

Alles im Außen steht jederzeit auf dem Spiel: Jobs, Renten, das Überleben von Haien, von Bären, Bienen und Beziehungen.

Je mehr man sich an etwas festkrallt, umso schmerzhafter wird’s, wenn der Wandel unaufhaltsam an uns zieht.  Der Wandel gewinnt immer. Im schlimmsten Fall reißt er uns die Krallen raus, dann wird es richtig blutig.

Deswegen zählt auch das Heute mehr als das Morgen. Und Dein wahrer Traum mehr als die vermeintlich sichere Option. Wenn es morgen vorbei ist, war es wenigsten bis dahin eine fantastische Zeit.

#8 „Wenn ich nur weniger zu tun hätte, wäre ich glücklich.“

Nichtstun macht nur dann Spaß, wenn man eigentlich viel zu tun hätte.
– Noël Coward

Viel träumen vom Lottogewinn und dem Leben am Strand, und viele, für die dieser Traum wahr geworden ist würden gern mit den Fingern schnippen und den Traum beenden können.

Nichts zu tun zu haben macht depressiv und drogenabhängig. Alles andere sind Illusionen, angebaut und selbst gefressen vom Gehirn.

Ich habe lieber viel zu tun – an Dingen, die ich grundsätzlich für tuenswert halte. Dann auch mal nichts zu tun ist schön, klar.

#9 „Ich mache nur Dinge, auf die ich gerade Lust habe. Morgen ist ja auch noch ein Tag.“

Wer aber recht bequem ist und faul, flög dem eine gebratne Taube ins Maul, er würde höflich sich’s verbitten, wär sie nicht auch geschickt zerschnitten.
– Johann Wolfang von Goethe

Es ist eine Frage der Zeitperspektive.

Kurzfristig scheint das Gute fast immer schlecht und das Schlechte fast immer gut.

Durch den Kühlschrank wandern wie Pacman, sich bequem auf die Couch zu hauen anstatt sich auch irgendwann mal zu bewegen, das entspannende Feierabendbierchen, die wachmachende Linie weißen Staubs auf dem Glastisch. Kurzfristig vielleicht die beste Idee ever, mittel und langfristig ein weiterer Schritt auf den Abgrund zu.

Nur weil die Gedanken aufkommen, etwas sei besser, heißt es nicht, dass es auch tatsächlich besser ist – vor allem auf lange Sicht.

#10 „Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, aber …“

Was? Ich soll stark bleiben? Das ist als müsste das dicke Kind den Kuchen bewachen!
– Aus Two and a half men

Stichwort „Rationalisierungen“. Wir denken uns die absurdesten Gründe aus, um ein Verhalten vor uns selbst (und anderen) zu rechtfertigen, bei dem wir genau spüren: es ist das falsche.

Es gibt auf alles eine Antwort, auf „Warum sollte ich in dem Job bleiben, den ich nicht mag?“ genauso wie auf „Warum sollte ich jetzt für meinen Traum kämpfen?“. Auf „Warum sollte ich jetzt eine Zigarette rauchen?“ genauso wie auf „Warum sollte ich nie wieder eine Zigarette rauchen?“.

Wenn wir nicht darauf achten, welche Fragen das eigene Gehirn stellt, können wir zu Opfern eines Verstands werden, der in die falsche Richtung arbeitet.

Wir sind keine dem kurzfristigen Denken ausgelieferten Kinder mehr, wir können den Kuchen bewachen, wenn es so besser für uns ist.

#11 „Die Welt ist ein schlechter Ort.“

Irgendwann kommt ein Fremder und erschlägt Dich mitten auf der Straße von hinten mit einem Hammer.
– Der Vater einer meiner Freunde

Durch so einen Gedanken wird die Welt auch nicht besser. Das Gehirn macht uns damit vielleicht vor, wir seien mehr auf der Hut. Doch stattdessen sind wir nur mehr ohne Mut, mit so einem Glaubenssatz.

#12 „Die Anderen sind schuld, nicht ich.“

Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst.
– Dante

Selbst wenn die Anderen (Mit-)Schuld an unserer Situation tragen, sind die Gedanken darum nur ein Eigentor. Sie schwächen uns und verhindern, dass wir das Zepter wieder in die Hand nehmen, in den Himmel recken und mit einem Kampfschrei wieder in die Schlacht ziehen.

Mehr unter Von Leid befreien mit einer einfachen Frage und im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.

Inspired by: dumblittleman.com  Photo: Shardayyy